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AlexandroS. Eine Art Restaurant in Hamburg. Der Grieche. Der keiner ist.

In der Nachbarschaft zum Le Lion gibt es ein ganz besonderes Restaurant. It is not for everybody.
AlexandroS. Eine Art Restaurant in Hamburg. Der Grieche. Der keiner ist.

Ein paar Mal in der Woche habe ich mittags ein ganz besonderes Vergnügen. Wenn ich seit morgens in der Innenstadt im Büro sitze, und der ganz normale Wahnsinn über einen drein bricht. Dann braucht man mittags nicht nur etwas zu essen. Sondern gute Laune. Unterhaltung. Seelenfrieden.

Seit mehr als zehn Jahren zieht es mich dann zu unserem Nachbarn, in der Nebenstraße vom Le Lion:

AlexandroS

Pelzerstr. 4

20095 Hamburg

Fernruf: 040 87090764

Ich denke, die Verwendung des Wortes Fernruf, trifft die Stilistik des Hauses. Vielmehr dieses kleinen Raumes. Es ist nicht ganz von dieser Welt. Man betritt die ehemalige Buchhandlung und befindet sich in einer recht großen Ansammlung von Antiquitäten und vielen drum herum. Dazwischen finden 5 Tische Platz. Insgesamt gibt es so ca. 14 Sitzplätze. Und zwei Sessel am Schachbrett. Und hinter einem kleinen Tresen werkelt Alexandros Sistakos. Patron, Namensgeber, Chef, Koch, Kellner, einziger Mitarbeiter, Facility Manager, gute Seele des Hauses.

Alexandros ist Hamburger Gastronomen ein Begriff. 20+ Jahre hat er in sehr guten Häuser, ob Vier Jahreszeiten oder Élysée Hamburger gearbeitet. Aber er hat auch den ehemaligen legendären Nachtclub an der Außenalster DIE INSEL gemanaged.

Zu Alexandros gehe ich in der Regel allein. Denn man trifft Hamburger dort. Und viele Bekannte. Denn jeden Mittag gibt es eine feste Crowd, die sich um die 14 Plätze rankt, und sich kennt. Das Lokal ist klein, aber über so einen Mittagstisch kommen dort viele Gäste vorbei. Man kann reservieren (fernmündlich!) oder sein Glück versuchen.

Ich bin ja kein "Reservieren Typ" und muss dann gelegentlich in einer Stunde wiederkommen. Alles voll. Oder aber: alles aus. Denn es gibt jeden Mittag nur ein Gericht. Was serviert wird, erfährt man täglich auf der Facebook und auf der Instagram Seite. In den Storys wird man über das Tagesgericht informiert. Meist ist einmal im Monat drei, vier Tage extra geschlossen, dann besucht Alexandros die Heimat. 

Ein Mittagsgericht, eventuelle eine geheime Alternative, irgendwas wird für Vegetarier gezaubert. Oder unter der Hand noch ein paar Teller vom Vortag, ein wenig Kuchen für die Nachmittags Bespaßung. Mittwochs immer eines des besten Tartars der Stadt. Oft hat Alex bis in den Abend auf. Montags bis Freitags Mittagstisch. Samstag schweres Day Daydrinking. Guter Weine, etwas Schnaps, Snacks. Tütelü.

Allerdings, ich muss vorwarnen: Es ist jetzt nicht so, dass man einfach zu Alexandros gehen kann. So zumindest meine Einschätzung nach 10+ Jahren. Man sollte sich hier strategisch etablieren. Die ersten zwei, drei Besuche maximale zu zweit reservieren. Und, wofür ich Alexandros liebe, bloß nicht mit Rucksack in den Laden stürmen oder sonstiges schlechtes Benehmen an den Tag legen. Man muss sich erst kennenlernen. Dann wird Alexandros der charmanteste und aufmerksamste Gastgeber. 

Aber manchmal gibt es für Ausstehende und Durchgangsesser Startschwierigkeiten.

Nach all den Jahren habe ich Alexandros System noch nicht ganz verstanden.  Man könnte es als Willkür bezeichnen. So zumindest auch die Google Maps „Ein Sterne Bewertungen“ zum „unfreundlichen, grummeligen Gastgeber“. Dabei, denke ich, ist das System ganz einfach: Er sucht sich seine Gäste aus. Und ich mag das. Man merkt ihm 20+ Jahre Top-Gastronomie in der Großstadt an. Er erkennt nervige Touristen oder dummdreiste Hamburger auf 100 Metern. Und weiß, wer in seinen Laden passt und wer nicht. 

Wer übrigens sofort wieder den Laden verlassen möchte, fragt nach Gyros, weil das hier doch ein Grieche sei. Du solltest darüber nicht mal als Scherz nachdenken.

Also sitze ich bei Alexandros, genieße das Tagesgericht, und beobachte wie zwei Damen in Funktionsjacken und vielen Einkaufstüten freundlich bei halb vollen Laden mit „Tut mir sehr leid, ich bin schon komplett ausgebucht“ weggeschickt werden. Und die nächsten zwei freundlich platziert werden. 

Mich freut das sehr. 

Weil Selbstständig sein auch Freiheit bedeuten kann. Du kannst machen, was du willst, solange du deinen Laden gut gefüllt hast und deine Rechnungen bezahlen kannst. 

Vielleicht liebe ich es deshalb, neben dem charmanten Alexandros, den ich auch schon seit 20+ Jahren kenne, so sehr. Weil hier jemand macht, was er will. Ganz klein. Mit all seinen Pro's und Con's. Und ihn viele Menschen dafür lieben, er vielen Menschen den Mittag versüßt. Manchmal kann das System kann einfach sein: Mach es allein und mach es, wie du willst.

Wer es eigensinnig mag, und gerne gut isst, dem sei ein Besuch von AlexandroS empfohlen. 

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