BAR
Cocktails sind jetzt überall. Gut, das ist keine neue Erkenntnis. Ich habe auch hier schon darüber geschrieben. Es gibt sie jetzt in Eisdielen, Cafés, Bistros, Restaurants, überall. In immer größerer Auswahl. Warum auch nicht.
Wenn man jetzt über das Wort BAR nachdenkt, ist diese Entwicklung interessant. Gerade in den letzten 10+ Jahren, in denen Bars in Deutschland einen Boom hingelegt haben, haben sich Bars über die Drinks definiert. Eine Bar war ein Ort, an dem man Cocktails serviert. Das war in meinen Augen in dieser Zeit eine Definition für Bar.
Das ist nicht mehr so. Und das ist auch gut so. Ich bin eh kein Freund von Kategorie Denken. Denn endlich ist der Cocktail nicht mehr die Definition von Bar. Endlich können wir wieder über die wichtigen Dinge nachdenken. Über alles, was eine BAR definiert, außer das Getränkeangebot. Die Art und Weise des Service, die Stimmung, die Ansprache, der Umgang, die Musik, die Gelassenheit, der leichte Snobismus, das Wechselspiel aus Kühle und Nähe, die Liebe zum Detail, das Exklusive, das Dunkle, das Handwerk, der harte Alkohol, das Kennenlernen, das Internationale, das gekonnte Saufen, die Nacht, die Klassiker, das “am Tresen sitzen”.
Wenn alles zusammenkommt, ist es eine Bar. Einiges, was sich heute selbst als Bar empfiehlt, ist eine tolle Kneipe, mit Cocktails. Wunderbar. Aber keine Bar. Andere verlieren sich in einer fragwürdigen Instagram-Welt aus 50 Best Bars Trubel und Awards Gejubel. Kann man machen. Hat aber oft wenig mit einer guten Bar zu tun. Und meist noch weniger mit zufriedenen Gästen als mehr mit dem eigenen Ego.
BAR. Der Begriff ist nicht geschützt. Der Gast entscheidet. Aber die Summe der kleinen Besonderheiten in Kombination mit brauchbaren Drinks, machen eine BAR.
Mich freut, dass das Cocktail-Level ein wenig durchgespielt ist. Dass der Gast schon eine Menge getrunken und probiert hat. Auch viel Mittelmaß mit langen Erklärungen und ach so tollen Zubereitungsmethoden. Gute Drinks mixt er jetzt Zuhause. Ganz ohne arrogante Bartender. Aber die Atmosphäre einer Bar, kann er nicht servieren.
Ein Drink ist ein Drink. Man kann und muss sich Mühe geben. Aber Drinks mixen ist keine Raketenwissenschaft. Kein kreatives Wunder. Natürlich, Liebe zum Detail und Handwerk, die Bar muss neugierig bleiben. Bar ist Zeitgeist. Andererseits kein Massentourismus. Aber gute Drinks haben bei erfahrenen Gästen wieder den Stellenwert bekommen, den sie verdienen: Gehören dazu und kann man erwarten. Genug darüber geredet.
Wir sammeln gerade ein paar neue winterliche Drinks vom Team für die Karte. Das freut mich. Tolle Ideen dabei. Aber mehr noch freut mich, dass wir gerade viele Klassiker nochmal beleuchten. Und sie, ganz ohne Twists und Co, verbessern und upgraden. Wir werden wieder mehr “Klassiker” statt “Eigenkreationen” auf die Karte schreiben. Die Sales Zahlen zeigen, dass das unseren Gästen gefällt.
Aber viel wichtiger noch: Mir gefällt das.