Beschränkung und Exklusivität
Wenn man in einer Bar 30 Sorten Scotch Whisky anbietet, ist man wahrscheinlich weder Fisch, noch Fleisch. Für die leidenschaftlichen Whiskyliebhaber ist das zu wenig Auswahl. Für gute Scotch Cocktails ist so eine umfangreiche Auswahl nicht notwendig.
Das Le Lion ist keine Whisky-Bar. Wir verkaufen eher wenig Whisky pur. Aber viel Whisky Cocktails. Aber ich bin ungern, weder "Fisch noch Fleisch". Ich möchte gerne für etwas stehen. Also stelle ich mir die ernsthafte Frage: Würde eine Beschränkung bei Scotch Whisky für uns interessant sein?
Beschränkung hat zum einen wirtschaftliche Gründe. Weniger Sortiment, bedeutet weniger Bestand und weniger Platz und Kapitalbindung.
Schön. Aber etwas leidenschaftslos.
Interessanter finde ich hier auch die Frage: ob eine Beschränkung Kreativität beflügelt. Alle Scotch Drinks auf ganz wenige Whiskys abändern. Rezepte überdenken. Neu denken. In der Regel führt eine bewusste, kleinere Auswahl zu besserer Qualität.
Noch interessanter finde ich die Frage, ob eine Beschränkung gleichzeitig auch eine Exklusivität sein kann? Dem Gast einen Mehrwert bietet. Werden wir mit einer kleinen Auswahl „mehr“ Scotch verkaufen? Also nicht nur: Die gleiche Anzahl Flaschen auf weniger Produkte. Sondern ob eine Beschränkung, in Kombination mit Exklusivität, sogar dazu führt, dass wir insgesamt noch mehr Scotch Whisky verkaufen? Quasi das Interesse für das Thema wecken.
Das Thema Scotch ist so unglaublich groß und facettenreich, mit so vielen tollen Herstellern und Produkten, dass es, jenseits einer Whisky-Bar, keine Chance gibt, das Thema in Summe abzubilden. Aber ich finde es aktuell viel reizvoller, mit ganz wenig Whisky eine Aussage zu treffen. Und spitzere Geschichten über weniger Produkte zu erzählen. Aus mehreren Sichtwinkeln. Für etwas stehen. Eine kleine Nische besetzten, statt alles wollen.
Exklusivität ist eine qualitative Wertsteigerung durch Beschränkung. Es geht nicht nur darum, weniger anzubieten, sondern darum, das Weniger besonders und begehrenswert zu machen.
Heute hat Christoph Kirsch angerufen. „Compass Box hat Bock!“ war die Message.
Das freut mich. Denn ich habe Compass Box und Kirsch Whiksy, als deutschen Importeur, angesprochen, ob Compass Box Lust auf eine exklusive Scotch-Kooperation mit dem Löwen hat.
Ich liebe die Company. Sie steht für etwas. Etwas Ungewöhnliches und mutiges in einer so großen Branche. Ich liebe die Grundidee von Blended Whisky. Denn sie spiegelt die Idee eines Cocktails wider. Compass Box hat ein tolles Portfolio. Und natürlich: Die Liebe zu schönen Flaschen.
Und so werden wir im April starten, alle anderen Scotch Whiskys aus der Bar auszulisten. Entgegen dem globalen Trend hin zu Malt statt Blended Whiksy, werden wir im Le Lion in naher Zukunft nur noch Blended Scotch Whisky von Compass Box anbieten. Keine Malt Whiskys mehr. Keine anderen Häuser mehr.
Ich freue mich schon darauf, alle Klassiker mit Compass Box neu zu definieren. Und Mehrwert abzuliefern.
Ich bin gespannt, wie mein Experiment sich entwickeln wird. Ich bin überzeugt, dass diese Beschränkung für die Gäste „wertsteigernd“ sein wird. Ich glaube, dass wir dem Thema SCOTCH TRINKEN damit deutlich mehr Begehrlichkeit entgegenbringen werden. Wir werden das ein Jahr testen. Und ich bin mir sicher: durch weniger Auswahl, aber dafür eine besondere, ungewöhnliche, exklusivere Auswahl, werden wir mehr guten Whiskys verkaufen. Und für etwas stehen.