Briefing mit Kim
„Dieses Meeting hätte eine E-Mail sein können“. Ich liebe diesen Satz. Spätestens seit ich einige größere Bar Projekte für Kunden umgesetzt habe, hasse ich Meetings. Viel Zeitverschwendung. In Meetings dreht es sich in der Regel darum, Arbeit zu erfinden. Und Arbeitszeit zu verschwenden. Nicht zwingend darum, Probleme zu lösen und schnell und schlank voranzukommen. Nicht meine Welt.
Kim hatte mir eine E-Mail geschickt. Sie arbeitet für THE WHOLE SHEBANG und soll die Social Media Accounts meiner Bar Le Lion übernehmen. Und natürlich hat sie dazu Fragen. Viele. Dazu hat sie mir eine erste E-Mail mit einer Art „Starter Fragen“ Katalog geschickt. Ich habe die Mail gelesen. Mich an die Beantwortung gemacht. Und aufgegeben.
„Können wir uns dazu treffen?“
Ich hasse Meetings. Aber Gespräche sind sinnvoll. Und das Gespräch mit Kim war in der Konstellation mehr als produktive.
Wir trafen uns, um einen kurzen Überblick über das Le Lion zu vermitteln. Aber viel interessanter war es für mich zu verstehen, was +20 Jahre Altersunterschied ausmachen.
Vieles, was für mich als tausendmal erzählt gilt, ist für Kim neu. Und das ist ein großes Learning. Denn darum geht es bei Social Media: Meine Sicht der Dinge ist zu beschränkt. Zeit, mit einer neuen Perspektive zu erzählen.
Vieles, was Bars heute auf Social Media erzählen, langweilt mich etwas. Es geht um Drinks Drinks Drinks. Im Gespräch hat sich herauskristallisiert, worüber wir auch auf Social Media sprechen möchten: Drinks !?
Ich möchte mehr über Classic Drinks reden. Das mag die Profis langweiligen. Ist aber meine große Liebe. Gute Drinks, die es seit vielen Jahrzehnten gibt, einfach gut machen.
Und, denn ich habe das bislang sehr wenig gemacht, als „kennt jeder“ abgestempelt: Wir möchten mehr über den Gin Basil Smash reden. Weltberühmt. Bei uns erfunden. Kann fast keiner von sich behaupten. Ist eine enorme Leistung. Gut, wenn jemand fremdes das einem nochmal erklärt.
Aber: Drinks? Um nicht missverstanden zu werden: Ich liebe Drinks. Aber nur über Drinks zu reden und über „hey schaut mal her wie geil und kreative ich bin“ langweilt mich.
Also zu den wichtigen Themen:
Als ich das Le Lion eröffnet habe, habe ich immer gesagt: Wir sind Hamburg erste Hotelbar ohne Hotel. Das möchte ich mehr erzählen. Die Weltoffenheit und das Welcoming für Gäste aus aller Welt. Während die eine oder andere „coole“ Stadtteilbar oft über Touristen klagen, möchte ich ganz klar kommunizieren: Hier ist die Welt auf einen Drink zu Hause. Ich liebe Touristen, Tourismus, Reisende, Weltoffene, Neugierige. Ich liebe die Welt am Tresen. Wenn Hamburger plötzlich mit Polen, Chinesen oder Franzosen trinken. Und zwei Amerikaner aus der zweiten Reihe nach Celebrity Tequila Shots fragen
Es wurde klar, dass mir Leichtigkeit und Augenzwinkern wichtig sind. Ich möchte das Le Lion nach außen so kommunizieren, wie ich es auch fühle: Beiläufig perfekt sein, aber sich selber nicht so ernst nehmen. Viel ausprobieren ist besser als ein „Schöner“ Feed. Ehrlich gestanden finde ich schöne Feeds richtig schlimm.
Zielgruppen haben wir vom „Alter“ gelöst. Das Le Lion hat keine Altersgruppe (gut, +18 wäre gut), keinen Dresscode (also fast keinen, ihr Muskelshirt Un-Ästheten). Jeder, bis auf große Gruppen, ist willkommen.
Ich sehe das Le Lion für Menschen, die mit ihren Besties ausgehen. Mit Freunden. Zu Zweit, zu Viert. Business Gruppen sind mit ein Dorn im Auge. Ich möchte für Firmenevents und Business Gruppen unattraktive sein. Ganz klar kommunizieren, dass wir der falsche Spot für deine Business-Gruppe sind. Die drei Freunde, die sich auf der Firmenveranstaltung langweilen, fahren dann heimlich ins Le Lion. Damit kann ich arbeiten!
Aber bei all den kleinen Themen, die wir durchgesprochen, wurde die „große“ Geschichte, für die das Le Lion steht und die ich, wir, in Zukunft kommunizieren möchten, im Laufe des Gespräches uns Beiden klar:
Wir möchten über das Ausgehen sprechen. Wir möchten das Ausgehen besingen und lobpreisen. Den Spaß ausmalen, den Ausgehen macht. Die Kunstform Ausgehen auf ein Podest stellen. Wir möchten den Wunsch erzeugen, seine zwei, drei Besties anzurufen, und auszugehen. Ins Le Lion. Mit Stil. Und guten Drinks.
Man trifft sich nicht zum Meeting im Le Lion. Aber zum Gespräch. Denn Gespräche sind im Gegensatz zu Meetings unglaublich sinnvoll. Ich muss mal mit Kim ins Le Lion. Für ein Folge-Gespräch.