Das Boilerman-Silvester: Außerplanmäßig trinken! Gute Gastronomie ist stärker als der Kalender.
Vor 10 Jahren bin ich mit meiner Frau Mittags am 30. Dezember mit dem Auto von Niedersachsen zurück nach Hamburg gefahren. Wir hatten kleine Kinder. Und anders als sonst, hatten wir den Silvester Abend zu Hause geplant. Kleines Dinner mit Freunden, Wunderkerzen für die Kinder. Die mutigen natürlich mit Knallerbsen. Die ganz harten Kids schmeißen Knallfrösche. Es versprach also ein rauschendes Fest zu werden.
Jahrelang haben wir, weil wir den Löwen ob der Aufgekratztheit der Menge geschlossen ließen, großartige Silvester Abende im COX gefeiert. Es ist einer meiner Lieblingsläden für Silvester. Tolles Menü. Aber wichtiger: tolles Team und tolle andere Gäste. Kleine eingeschworene Gemeinde. Nicht zu groß. Aber ab 23.00 Uhr dann Party, Tanzen und Champagner. Und, wichtig für Silvester, man konnte es irgendwann zwischen 02.00 und 04.00 Uhr zu Fuß nach Hause schaffen. Nicht immer problemlos, aber ob der Taxi-Not auch schwankend machbar.
Jetzt war es also einen Tag vor Silvester. Und wir sahen einem ersten „Haus Silvester“ entgegen. Und vermissten die Party schon im Auto. Also schmiedeten wir denn Plan, ein paar gute Freunde um 18.00 Uhr in unsere Boilerman Bar am Eppendorfer Weg einzuladen. Denn wir und auch diese Freunde konnten am Abend vor Silvester sehr gut einen Babysitter bekommen. Es gab Taxen. Und fairerweise hatte ich auch noch ca. 30 Flaschen Lasson Champagner von einer Veranstaltung über. Warum also nicht einen Abend vorher richtig feiern? Ich feuer mich Champus an und dann lassen wir es krachen...
Wir riefen ca. 30-40 Freunde an. Viele von ihnen hatte „ähnliche Probleme“ - Silvester mit den Kids zu Hause. Kleiner Kreis. Nett. Aber auch etwas langweilig. Und waren dankbar, einen Abend vorher „Vollgas“ zu geben, um dann über Silvester auszunüchtern. 18.00 Uhr kommen, um 01.00 Uhr den Babysitter voll breit ablösen.
Zu dem eh ganz gut gefüllten Boilerman Publikum kamen dann an diesem Abend unser 30 bis 40 Gäste. Ich schenkte Champagner auf unseren Nacken aus, bis die Kühlschränke leer waren. Der Rest musste bezahlt werden. Um Mitternacht haben wir mit einem „Probecountdown“ Silvester geübt. Es gab Berliner. Die Musik war großartig. Die Gäste tanzten auf der Bar. Der Laden platzte aus allen Nähten. Und wir hatten einen neuen Event geboren. Das Boilerman Silvester. Jedes Jahr am 30.12. im Eppendorfer Weg. Einen Tag, bevor die Menge feiert.
Vom zweiten Jahr bis zu unserem Verkauf der Bar war dies ein großartiger Feiertag. Wir nutzen es, um uns mit Freichampagner bei den Stammgästen und Freunden der Bar zu bedanken. Es war immer eine wahnsinnig gute Party. Und das skurrilste: Trotz der bis zu 100 Flaschen Freichampagner hatten wir zusätzlich noch einen oder den Umsatzstärksten Tag des Jahres. In Kürze: Die Gäste soffen, als würde es kein morgen und kein Silvester mehr geben. Aber viel wichtiger: Alle hatten einen fantastischen Spaß.
Und alle waren dankbar, mit riesen Hangover ein sonst langweiliges Silvester zu bestreiten.
Und da am 30.12 schon überall Nachts geböllert wurde, waren an dem Tag, den es war Eskalation und viele los vor unserer Tür, auch unsere Nachbarn gnädig. Ich konnte gar nicht glauben, dass wir nie Beschwerden wegen des Lärms bekamen.
Das Boilerman Silvester machen wir nicht mehr. Aber es hat mich gezeigt, dass es sehr viel Sinn stiftet, etwas aufzubauen, was es nur bei dir gibt. Statt das, was alle und der Kalender von dir erwarten.
Es juckt, mal wieder so einen "Feiertag", den es nicht gibt, zu etablieren. Ich habe da Ideen. Welche eigenen "Feiertage" gibt es bei Dir?
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COX Restaurant https://www.restaurant-cox.de/cox_home_de.html