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Der goldene Käfig

Eine kleine Bar ist etwas Wunderbares. Aber manchmal mal auch ein goldener Käfig.
Der goldene Käfig

Die kleine Bar ist in vielen Fällen ein Traum. Für Gäste. Aber um die soll es in diesem Text nicht gehen. Auch für die Inhaber. Aber auch um diese soll es heute nicht gehen. 

Es geht um die Säule jeder guten Bar: das Team, die Mitarbeitenden. Sie lieben eine kleine Bar. Denn kleine Bars sind nicht "Corporate", stehen für mehr Individualität, geben Freiheit, weniger Hierarchie. Und so geht man vier, fünf Tage die Woche in diesen kleinen Raum. Und arbeitet dort sechs oder mal zehn Stunden. Und liebt es. 

Herausfordernd wird in der kleinen Bar die Zeit. Natürlich, gerade am Anfang gibt es viel zu lernen. Die Standards, der Service, der Style des Hauses, die Art und Weise, wie hier Drinks zubereitet werden. Man arbeitet sich “hoch”. Die ersten Monate sind spannend, das erste Jahr sowieso. Wenn man ohne Erfahrung gestartet ist, auch noch das Zweite. Aber dann?

Die kleine Bar hat keine oder sehr wenige Positionen. Es gibt den Bar Back, den Runnern, den Barkellner, den Bartender, den Senior Bartender, den Host. Alles kleine Steps. Wichtige Steps. 

Und natürlich ist ein Senior Bartender, der die volle Bar am Samstagabend kontinuierlich erstklassig schickt, ein Geschenk des Himmels. Und erst nach vielen Jahren Berufserfahrung so weit. 

Aber eine richtige Karriereleiter gibt es in der kleinen Bar nicht. In den meisten Fällen ist nach zwei, drei Jahren alles erreicht, was es in einer kleinen Bar zu erreichen gibt. 

Und jetzt kommt es darauf an: Die einen sind damit zufrieden, haben für ihren aktuellen Lebensabschnitt hier ihr Glück gefunden. 

Einige verdrängen viele Jahre die wichtige Frage: Bis zu welchem Alter kann und will ich das machen? In der Bar arbeiten? Oh dear… 

Die anderen sind im goldenen Käfig gefangen. Sie wollen Karriere machen. Und sind jetzt unzufrieden. Aber die kleine Bar ist zu bequem. Die Bezahlung ist gut, die Kollegen charmant, das Trinkgeld toll. Die anderen Bars der Stadt sind jetzt auch nicht soooo ein großer Unterschied. Meistens fängt dann Phase zwei an: Cocktailwettbewerbe oder man besucht einen Spirituosen-Event nach dem anderen. Und Masterclasses. Fährt zu Messen, macht Guest Shifts. 

Nichts daran ist falsch. Aber vieles ist Ablenkung. Statt die eigentliche Frage “Wie geht es für mich weiter?" zu klären. Und den Mut zu haben, den nächsten Schritt aus dem goldenen Käfig zu wagen. Der Schritt, der wirklich etwas verändert. 

Das ist die Gefahr der kleinen Bar.