Der Hogwarts-Express fährt jetzt von Düsseldorf
Gestern Morgen, um kurz nach 10.00 Uhr, hat mich Düsseldorf überrascht. Ungeplant fand ich mich auf einer Reise im Hogwarts Express wieder.
Eigentlich wollte ich, kurz nach 10.00 Uhr, am Düsseldorfer Hauptbahnhof den TRI RE 1 nach Deutz/ Messe-Köln nehmen. Er fuhr auf dem Gleis 19. Zweimal 9 ¾ ist ja irgendwas um 19. Vielleicht hätte mir das ein Zeichen sein sollen.
Es war ein zusätzlicher Zug aufgrund des hohen Aufkommens. Wegen der Messe in Köln. Und als solcher gar nicht sofort zu erkennen. Er war bunt zusammengewürfelt. Aus alten Wagen ausländischer Bahngesellschaften und einem ungewöhnlichen, nicht DB typischen Triebwagen. Vielleicht hätte mir das auch ein Zeichen sein sollen.
Ich stieg in einen dieser alten Großraumwagen. Sechs Vierer Sitzboxen auf jeder Seite. Ich betrat den Wagen etwas gehetzt und merkte erst, nach einem Sitzplatz suchend, dass ich hier in einem sehr ungewöhnlichen Zug saß. Es fühlte sich an, wie eine Reise im Hogwart Express. Es waren nicht alles Zauberschüler, aber eine Menge ungewöhnlicher Reisender.
In der ersten Box links saßen zwei Elfen und ein Magier. Wenn ich es richtig einschätze. Zur rechten, unter einem großen Strohhut saß die Piratenbande: Monkey D. Ruffy, begleitet von Sabo und Shanks.
Ich ging weiter. Im rechten Abteil saßen zwei Warcraft Orks, im linken zwei junge Damen. Erscheinung wie aus einem japanischen Manga. Eine hatte einen kleinen Baum im Haar und ein Handy in der Hand. Die andere schlürfte an einem Bubble Tea. Ich setzte mich zu den beiden. Im Rest des Wagens saßen ein paar Fortnite Skins, Super Mario und Prinzessin Peach. Ein paar Gestalten erkannte ich nicht. Der Rest des Wagens waren Muggel. Da dies aber ein Sonderzug zur Gamescom war, nennt man sie eher NPC’s.
Es war mein erster Besuch der Gamescom, quasi väterliche Pflichten, und ich hatte keine Ahnung, was uns dort erwarten würde. Nach gut 25 Minuten Zugfahrt im Hogwarts Express war mir klar, Gamescom ist doch mehr Freakshow, als ich dachte.
Ich mag es, wenn man für eine Sache brennt. Wenn man “All in” geht. Und damit auch immer ein wenig flüchtet. In die Parallelwelt.
Gastronomie jenseits der Grundversorgung, insbesondere Nachtgastronomie, ist ja auch eine kleine Parallelwelt. Wir alle spielen unsere kleine oder große Rolle in der Nacht. Anders wäre das gar nicht auszuhalten. Oder nicht so ein Genuss. Bar ist auch immer eine paar Stunden Parallelwelt.
Und während ich im Hogwarts Express saß und den Gesprächen lauschte, musste ich über unsere „Tür-Politik“ nachdenken. Und wie sich das in Zukunft entwickeln wird. Tür-Politik hört sich eventuell etwas „groß“ an. Denn die meisten Menschen verstehen darunter, dass wir die Gäste “selektieren”.
Das haben wir noch nie gemacht. Jeder ist willkommen. Allerdings gibt es eine paar Regeln:
- In der Regel keine großen Gruppen mit mehr als 8 Gästen. Es bringt größtenteils nur Komplikationen.
- Keine Haustiere jeder Art und Größe. Hört sich für den einen oder anderen komisch an. Aber man ist überrascht, welche Haustiere Gäste spätnachts noch oft begleiten sollen.
- Spät in der Nacht natürlich auch kein Einlass sehr betrunkener Gäste. Wir wollen ja auch noch Spaß haben
- Früher: Keine kurzen Hosen bei Männern. Das habe ich nach Corona aufgegeben. Ich werde Altersmilde.
- Und seit jeher gilt die Regel: keine Kostüme.
Die keine Kostüme Regel kam über die Jahre. Irgendwann stand der erste Gast, der vom Oktoberfest Gaudi kam, in billigem "Bajuwaren Kostüm” vor der Tür und ich dachte mir. Nein. Brauchen wir ne Regel. Die Kostüm-Einschläge mehren sich in Hamburg. Schlagermove und CSD z.B. Beim letzten CSD haben wir zwei charmanten Engeln die Flügel abgenommen und sie in die Garderobe gehängt. Also die Flügel. Dann ging es und wir haben Drinks serviert.
Und ich muss gestehen, dass ich in den letzten Jahren, jenseits von Schlagermove und CSD, schon das eine oder andere mal an der Tür kurz überlegt habe. Die Kleidung glich einer Parallelwelt. Und die Frage ist: passt das? Das Clowneske und Kostümierte hat keine Change. Die Regel lautet: Deine Parallelwelt darf unsere nicht stören. Aber ansonsten wird die Welt bunter und vielfältiger.
Den beiden Damen im Manga Style Look hätten wir einen Drink serviert. Sie hätten aber den Baum aus dem Haar nehmen müssen. Und der Bubble Tea bleibt draußen.
Es bleibt spannend. Ein gutes gastronomisches Konzept muss eine kleine Parallelwelt ausdrücken und sie schützen. Und genug Menschen finden, die sich in ihr wohlfühlen.