Die Idee der Drinks-Rail macht einen Tresen zur Bar
Es gibt eine kleine Besonderheit, die verwandelt einen Tresen in eine Bar. Zumindest war das früher für mich die Unterscheidung. Die Profis würden hier zu Recht Dutzende von Beispielen aufzählen können, die einen guten Bar Counter definieren. Insbesondere natürlich die Bar Station, der Arbeitsplatz, dass, was der Gast nicht sieht.
Aber mir geht es um die Bar-Rail.
Es finden sich unterschiedliche Definitionen für diese Besonderheit. Bar-Rail. Drinks-Rail. Irgendwie gibt es keinen eindeutigen Namen. Aber es geht um eine Aufteilung des Tresenblattes. In der Kneipe gehört der Tresen dem Gast. In der Bar wird ein Teil des Tresens für den Bartender, bzw. die Zubereitung der Drinks auf Augenhöhe reserviert.
Meist gibt es eine sichtbare Abgrenzung. Eine Abkantung, ein anderes Material. Manchmal Edelstahl. Manchmal ein Lochblech. Im Unterschied zur Kneipe bereitet das Barteam die Drinks hier „oben“ zu. Der Gast kann dabei beobachten. Wer in guten Bars zu Hause ist, kennt die unausgesprochene Regel: Die Drinks-Rail gehört dem Barteam. Alles, was hier steht, ist nicht „serviert“. Wird nicht vom Gast angefasst. Sonst erntet man böse Blicke.
Andererseits können einem bei so einem Drink-Rail Planungsfehler unterlaufen. Als wir 2012 die ehemalige Eberhards Bar übernommen haben, hatte der Tresen bereits solch einen Fehler. Tresenblatt und abgekantete Drinks-Rail waren aus dem gleichen Material. Dem gleichen Holz. Der Gast hat das oft in der vollen Bar gar nicht richtig wahrgenommen, wollte sein Drinks-Glas abstellen, stellte es auf die Kante, das Glas fiel um. Großes Malheur. Bei vollem Betrieb ein Graus. Glas fällt um, klebriger Drinks überall auf dem Tresen und den Arbeitsflächen. Alles saubermachen. Nervt.
Es hat eine Weile gedauert, unseren Mitarbeitern dort beizubringen, den bösen Blick zu unterlassen. Denn es war nicht Fehler des Gastes. Der Fehler lag im Tresenbau. Der Höhenunterschied war schwer zu erkennen.
Im Boilerman passierte das viele Male am Abend, wenn die Bar voll war. In der Hauptbar des Le Lion passiert das nahezu nie. Der Edelstahl ist dunkel, das Tresenblatt hell. Der Unterschied und die Kante sind klar zu erkennen.
Im Pine Room hingegen, haben wir von unseren eigenen Fehlern nicht gelernt. Das Tresenblatt ist dunkel, das Licht nachts stark gedimmt. Nicht perfekt. Von Zeit zu Zeit übersieht ein Gast die Kante, es fällt ein Glas. Nervt. Aber böse Blicke sind unangebracht. Erlaubt ist ein „kein Problem, kann passieren“.
Warum wir hier aus unseren Erfahrungen in der Boilerman Bar nicht gelernt haben, kann ich nicht erklären.
Eine Drinks-Rail würde ich heute, je nach Konzept, sicherlich ganz anders inszenieren. Und selbstverständlich kann man ein gutes Konzept auch ohne umsetzten. Aber die Essenz der Drinks-Rail mag ich: Die Zubereitung des Drinks sollte in einer guten Bar ins rechte Licht gesetzt werden und Aufmerksamkeit bekommen.