Die Spielregeln ändern sich. Der Fahrstuhl auch.
Wenn man eine Bar in einem Haus mit vielen Stockwerken mietet, darf man nicht außer Acht lassen, dass sich so ein Haus entwickelt. Und ich bin sehr froh, dass dies nie ein Wohnhaus war. Und ich hoffe, auch wenn es Parteien für die „schnelle Stimme“ gerne mit Wohnraum in der Innenstadt spielen, dass hier und in der Nachbarschaft nie Wohnungen entstehen werden. Mietwohnungen und Bars vertragen sich nicht gut. Aber auch in einem reinen Gewerbeobjekt ändern sich Mieter und damit die Wünsche und Spielregeln in einem Haus.
Als wir vor bald 18 Jahren das Erdgeschoss bezogen, waren die anderen 6 Stockwerke von einer Versicherungsgesellschaft gemietet. Aber in den meisten Stockwerken hatten wenig Mitarbeitende. Das Haus war ruhig.
Über die Jahre haben wir zwei Stockwerke dazu gemietet. Und irgendwann änderte sich das Haus. Ein Augenarzt hielt Einzug. Im vierten Stock. Plötzlich hatten wir ein an vielen Tagen mehr als hundert Personen im Treppenhaus und kleinem Fahrstuhl. Von seelenruhig auf Vollbetrieb innerhalb einer Woche.
Der Fahrstuhl war nicht besonders schön. Und dank des Dauerbetriebes fiel er jetzt öfters aus. Für uns ist der Fahrstuhl sehr wichtig. Einige hundert Kilo, Eis und Ware, müssen an manchen Tagen aus -1 und +2 in die Bar ins Erdgeschoss bewegt werden. Tägliche Lieferungen dann wieder in die Lager.
Plötzlich brauchten viele hundert Patienten, oft nicht gut zu Fuß, den Fahrstuhl am Tag, und wir mussten unseren Tagesrhythmus, bzw. unsere Fahrstuhlzeiten umstellen, um sich hier nicht gegenseitig zu stören.
Die großen Lieferungen mit vielen dutzenden Kisten Leergut und Vollgut können wir nur noch auf die Tage legen, wo die Ärzte kein Publikumsverkehr haben. Da der Fahrstuhl hier länger gebraucht wird. Das ist nicht weiter dramatisch. Wenn man Teil eines Hauses ist, also Teil einer Gemeinschaft, muss man sich organisieren, um gemeinsam das beste Ergebnis zu bekommen.
Das Haus verändert sich weiter. Die Adresse und Lage Rathausstraße 3 sind gut. Es ziehen Büros ein, die Kunden empfangen, und „repräsentieren“.
War das Treppenhaus sehr viele Jahre eine abgerockte Geschichte, erhalten Eingang und mehr Etagen langsam ein Make Over. Und plötzlich nehmen andere auf der Suche nach Flächen das Haus als repräsentative Adresse wahr.
Natürlich war uns die abgerockte Version lieber. Für uns waren und sind Treppenhaus und Fahrstuhlanlage schwere Logistik-Bereiche.
Auch hier müssen wir dann immer weiter mitdenken. Neue Sackkarren mit anderen Rädern, die keine Spuren hinterlassen, neue Rollwagen, die verhindert das an was verkratzt. Neue Regeln, damit es für die anderen, im Teil des Hauses in dem wir keine Gäste empfangen, schön bleibt.
Seit gut drei Wochen wurde jetzt der Fahrstuhl saniert. Eine kleine Herausforderung, da etliche hunderte Kilo nun per Hand am Tag die Etagen wechseln mussten.
Heute war der TÜV da und hat den Fahrstuhl wieder freigegeben. Das kleine, wertvolle Ding, hat auch ein Make Over erhalten.
Und es erinnert mich an die Hamburger Innenstadt-Gestaltung. Schön machen. Aber nicht fürs Business geeignet.
Ein Fahrstuhl bewegt eben nicht nur Kunden. Sondern jede Menge Ware. Nicht nur für uns. Sondern bei Ein- und Auszügen. Und wer das tägliche Treiben beobachtet, siehe viele Fahrer mit Sackkarren von DHL, UPS oder Flaschenpost & Co für alle Büros.
Ich werde mir mit dem Team überlegen, wie wir den neu gestrichen kleinen Fahrstuhl bei allen Warenbewegungen „schützen“ können, damit er für die Hausteilnehmer repräsentative bleibt. Zumindest wollen wir da nicht der entscheidende Faktor sein.
Allerdings gebe ich dem engen Fahrstuhl Goldstück ca. 7 Tage bis zu den ersten recht harten Kratzern durch die täglichen Kurierfahrer. Dem bodenlangen Spiegel an der Wand max. so einen Monat *Knack* 🤷♂️ möge ich hoffentlich falsch liegen.
Das Haus entwickelt sich. Von einer Bar mit "verlassener" Konzern Nebenstelle zu einem Bürogebäude mit vielen Mietern und einer Bar. Und damit ändern sich wieder die Spielregeln.