Espresso Tonic Forschung. Vorbereitungen: Phase 1 und 2

Ich habe schon einmal über meinen Plan geschrieben: Espresso Tonic muss auf die Le Lion Karte. Das hört sich nicht fürchterlich kompliziert an. Espresso & Tonic - fertig. Rauf auf die Karte.
Ich widerspreche. Wohl wissend, dass ich damit einen Fehler begehe.
Vorgeschichte: Ich hatte über Espresso Tonic Plan hier geschrieben. Und dazu auch über meine Social Media gefragt, ob und wie das gerne getrunken wird.
Das große Feedback hat mich überrascht. Und gefreut. Scheint die einfache Kombi doch beliebter und verbreiteter zu sein, als ich dachte. Dies bestätigt meine Idee, dass „alkoholfrei“ Trinken in einer erwachsenen Version in der Kombi Bitter Limonade und Espresso Kick gewünscht ist.
Aber ich widerspreche der Theorie, dass ein „simpler“ Drinks wie Espresso Tonic in der Bar schnell rauf auf Karte sollte. Denn: Gerade bei so offensichtlich simplem "Zweiteilern" kommen viele Fragen auf, die man im Vorfelde für sein Team und sich klären sollte. Eigentlich bei jedem Drink, den man serviert.
Gleichzeitig ist es manchmal ein Fehler, über diesen Prozess vor "Gästen" zu sprechen. Nicht, weil es Raketenwissenschaft ist. Sondern, weil es der Wahrnehmung des Drinks widerspricht. Die sollte „simple“ sein, der Geschmack und die Art und Weise dann gefallen, "Lecker Schmecker" und wieder bestellt werden.
Soll heißen: Natürlich ist der Espresso Tonic ein simples Getränk. Natürlich sollte man sich in der Bar vorab viele kleine Stellschrauben überlegen, damit diese Idee immerfort gelingt. Wenn man aber im Vorfelde viel über einen simplen Drink sprich, läuft man Gefahr, dass er die Einfachheit in der Wahrnehmung verliert und Gäste jetzt, was dramatisch interessantes erwarten. Das würde dem einfachen „Lecker Schmecker“ seinen Charme rauben. Aber: Dieser Gefahr setzte ich mich aus. Let’s go:

Ausgangs Situation:
Espresso Tonic ist ein alkoholfreier Drink, der gut in unsere Bar passt. Wir haben ihn in der Vergangenheit bestimmt schon einige Male serviert. Nur war nie geklärt, wie genau unsere Sprache beim Espresso Tonic sein soll.
Mein Ziel: Der Drink hat das Potenzial, ein „stiller“ und stetig wachsender Klassiker bei uns werden. Ich möchte ihn „durch Definieren“ sodass es etwas Besonderes wird, bei uns einen Espresso Tonic zu bestellen. Besser: Dass man angenehm überrascht ist, wie geil der schmeckt.
Der Plan:
Grundsätzlich unterscheidet sich der Prozess zwischen Drinks, die aus eigener Feder stammen, oder Drinks, die es bereits gibt. Espresso Tonic ist keine „Neuheit“, wir wollen es jetzt nur besonders gut machen.
Phase 1: Sammeln, Fragen, Zuhören
Ich habe über einige Kanäle vor ein paar Wochen zum Thema herumgefragt. Erste Erkenntnisse:
- Espresso Tonic ist bereits beliebter als ich dachte
- Es kamen Tipps zum Add-on, dem kleinem Dash, der das besondere gibt. u.A.
- Bergamotte
- Orangen oder Zitronenzeste
- Verjus
- Kokoswasser
- Orangensaft
- Oleo Saccharum aus Orangen oder Zitronen
- Viele schwören auf Cold Brew statt Espresso
- Viele lieben die Idee eines Espresso Tonic mit anderen Bitter Limonaden. Bitter Lemon (nennt sich Kaffee Warschau), Ginger Ale oder sogar Thomas Henry Pink Grapefruit
Ok. Ich befinde mich jetzt in Phase 2.
Phase 2: Rum spielen
Ich hab mir ein paar Espressi gekocht, ein paar kalte Thomas Henry Classic und Dry Tonic aufgemacht. Und angefangen für mich alleine an der Bar herumzuspielen und mir Fragen zu stellen:
- Welche Größe? Wie „fühlt" sich das Ganze an?
- Welcher Preis passt zu dem Gefühl?
- In welchem Glas soll das serviert werden?
- Welches Eis wollen wir verwenden? Cubes? Bälle? Big Rocks?
- Wie viel cl sind ein Espresso bei uns?
- Muss es ein doppelter Espresso sein?
- Muss der Espresso heiß sein. Oder erkaltet?
- Wie schmeckt Cold Brew (aktuell haben wir einen Brew für unseren Espresso Martini)
- Wie ist das Mischungsverhältnis von Espresso zu Tonic?
- Wie ist der Service? Flasche Tonic zum Drink oder fertig gemischt?
- Je nachdem, in welcher Reihenfolge und wie man einschenkt, kann man krassen Schaum bekommen. Wollen wir das? Oder ist das nervig?
- Ich habe Versionen mit Verjus, Orange, Zitrone probiert, Dry und Classic Tonic. Welche Richtung bekommt das? Gut?
Erste Erkenntnisse, die ich in ein erstes Team Meeting mitnehme:
- Der Drink kann toll schmecken. Und auch langweilig. Das Mischungsverhältnis etc. muss auf jeden Fall genau sein. Keine Tonic Flasche zum Service, der Drink sollte fertig gemixt serviert werden.
- Die Coldbrew Versionen sind auch gut. Nochmal mit Elbgold und anderen Profis sprechen, was wir hier noch machen können
- Das Mischungsverhältnis muss eher stark sein. Viel Espresso. Wie ein guter Gin & Tonic.
- Die Zuggabe von Verjus oder Zeste sind gerade bei starken Varianten gut.
Nächste Phase wird sein: Mit dem Team hinsetzen und Versionen/Varianten und Ideen besprechen.
Ich werde berichten. Aber vielleicht hast du ja noch einen erfahrenen Espresso Tonic Tip, den wir bedenken und testen sollte? Ich bin für alles offen. Einzig bei der Bitterlimonade möchten wir nicht wechseln, da wir seit bald 15 Jahren mit Thomas Henry einen guten Partner für das Le Lion gefunden haben.
Also: Wie trinkst du deinen Espresso Tonic am liebsten?