Google Rezensionen
Gastronomie lebt von Empfehlungen. Das war schon immer so. Deine Freundin, die du seit Jahren für ihren Gastronomiegeschmack schätzt, empfiehlt dir begeistert eine neue Bar? Rate mal, wo man dich in der kommenden Woche trifft?
Gut, das Spiel ist digital geworden. Wir sehen die Freundin ja gar nicht mehr so oft. Aber folgen ihr auf Instagram. Wo nochmal hängt sie jetzt immer ab? Der Laden sieht echt gut aus, die Drinks sowieso.
Online-Rezensionen sind noch einmal ein anderes Spiel. Allen voran Google. Ich selber habe über die Jahre meine eigene Google-Rezensions Philosophie als Barbetreiber entwickelt.
Welcher Typ bist du, wenn du dir ein unbekanntes Geschäft auf Google anschaust? Schaust du dir die 5 Sternebewertungen, oder die 1 bis 2 Sternebewertungen an? Ich bin Typ zwei. Ein oder zwei Sterne sind das Salz in der Suppe.
Ich habe bei etwas mehr als 1500 Google Bewertungen für das Le Lion fast nie auf welche geantwortet. Auch nicht, wenn sie schlecht sind. Uns mit einem Stern hart kritisieren. Unser Konzept überhaupt nicht mögen. Ich lese viele unserer Bewertungen und bespreche interessante Kritik auch mit dem Team. Aber auf negative Google Rezensionen antworten? Nein.
Der Gast hat sich entschieden.
Intro: Der Gast war enttäuscht und mit einer Leistung nicht zufrieden. Das ist sein gutes Recht. Und mein Ziel ist es, eine gute Leistung zu erbringen. Wenn wir einen Fehler machen, bin ich immer großzügig und versuche die Dinge zu klären. Empathie ist meine Superkraft. Wenn uns also Gäste im Service oder hinterher ansprechen, via Mail oder welchen Weg auch immer, klären wir das. Ich kläre auch, wenn ich der Meinung bin, dass wir keinen Fehler gemacht haben. Auch das kann man ordentlich besprechen.
Aber: Wer seine Unzufriedenheit mit der Welt teilen muss, statt uns darauf anzusprechen, hat sich entschieden. Und das ist sein gutes Recht. Es sind ganz spezielle Menschen, die, statt uns am Abend auf einen Fehler anzusprechen, diese hinterher mit der Welt besprechen wollen. Oder gar müssen! Das sagt meistens mehr über den Verfasser als über uns aus. Wichtig: Die Entscheidung ist gefallen. Der Gast hat kein Interesse an einer konkreten Lösung. Lieber Spielchen im Netz. Ok. Gutes Recht. Ich finde es wichtig, sowas stehenzulassen. Unkommentiert. Muss man aushalten können. Es ist doch toll, wenn nicht jedem dein Konzept gefällt. Spricht doch fürs Konzept. Und es passieren echte Fehler, dumme Patzer, ärgerliches. Auch bei uns. Das kann man halt mit dem Lokal besprechen, oder mit der Welt.
Klar, Beleidigungen und böswillige Falschaussagen gehören gemeldet. Alles andere: stoisch ertragen. Wo ist das Problem? Rezensionen sind das Recht des Gastes. Jemand darf deinen Laden doof finden, die Dinge anders sehen als du. Aber nur weil er sich dafür entschieden hat, diese herben Enttäuschungen und Erfahrungen mit der Welt zu teilen, musst du ja nicht den Fehler machen und vor der Welt antworten.
Meine Google-Rezensions Philosophie für Gastronomie als Gast ist ganz einfach. Wenn mir etwas sehr gut gefallen hat, bewerte ich mit 5 Sternen auf Google. Kritik und Probleme löse ich mit dem Lokal.
Meine Google-Rezensions Philosophie als Betreiber ist auch ganz einfach. Lesen ja. Aber nicht antworten.
Und wenn ich mal Langeweile habe, lese ich die Inhaber-Antworten auf schlechte Bewertungen. Das hat einen Unterhaltungscharakter und ist leider oft sehr peinlich. Und bestärkt mich in meiner Überzeugung, dass man negative Online-Rezensionen nicht beantworten sollte.
Wie ist deine Google-Rezensions Philosophie?