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In Kontakt bleiben . Teil 1 von ...

In Kontakt bleiben . Teil 1 von ...

Wie bleibst du in Kontakt mit deinen Gästen? Ich kenne wenige Gastronomen, die das außergewöhnlich gut machen. Uns eingeschlossen. Wir waren schon einmal besser. Aktuell finde ich, wir könnten das wieder ein paar Dinge besser machen. Und das ist der Plan. Und bevor ich plane, gilt es folgende Frage zu klären: Warum möchte ich in Kontakt bleiben? Und mit wem? 

Ernstgemeinte Frage. Gilt es zu klären. Denn zwischen Sender und Empfänger besteht eine unterschiedliche Wahrnehmung. Und ich glaube, bei all dem “Content” und dem Buhlen um Aufmerksamkeit, ist es wichtig, sich diese Frage zu stellen. Warum ist das für den Empfänger wichtig? Was hat er/sie davon? 

Ein Barbesuch ist nicht das Zentrum der Welt. Auch wenn wir Betreiber das natürlich gerne anders sehen. Und das, was eine gute Bar voll macht, ist ein gutes Erlebnis am Abend. Wenn es passt, kommt der Gast wieder. Produkt muss geil sein. Sonst nützt auch der lustigste Instagram Kanal mit seinen viralen Reels nichts.

Andererseits zeichnet es eine gute Bar aus, ein Produkt zu sein, was nicht jedem gefällt. Wie eigentlich jedes Unternehmen. Du musst für irgendwas stehen. Dich in eine Ecke stellen. Dinge auf eine ganz besondere Art und Weise machen. Und dann wird es Menschen geben, die deine Art und Weise mögen. Und solche, Anfangs die meisten, die deine Arbeit nicht mögen.

Jetzt geht es darum, mehr Gäste zu finden, die deine Art und Weise mögen. Nennt man dann wohl Marketing. Neue Menschen in dein Unternehmen bringen. Möglichst in der Ansprache gleich so, dass die kommen, die Dinge genauso mögen, wie du sie machst.

Aber: Die, die schon mal da waren, und denen es gefallen hat, sind echtes Gold wert. Gerade auch weil Word of Mouth das beste Marketing ist, was es für Gastronomie gibt.

In der Online-Welt nennt man Retargeting, also deine Bestandskunden ansprechen.

Mit Trinkabenteuer.de betreibe ich einen kleinen Onlineshop. Und in der Online Welt, ist das ein ganz wunderbares Mittel. Du guckst in deinen Shopify Shop und siehst, wer was bestellt hat. Du siehst Kunden, die schon zehn, zwanzig und mehr Bestellungen über die Jahre gemacht haben. Du siehst ganz genau, was sie bestellt haben, und kannst sie damit genau ansprechen. Ihnen Angebote machen, die nur sie bekommen. Weil sie ein Produkt mögen. Oder sie mit einem charmanten Rabattcode wieder in den Shop holen, gerade weil sie schon sehr viel Umsatz gemacht haben. 

In der Gastronomie habe ich aktuell wenig Systeme gesehen, die das gut umsetzen. Das ist gar nicht so einfach wie in der Online Shop Welt. Natürlich gibt es von Seiten der Kassenanbieter auch Lösungen. Aber ich kenne wenige Betriebe, die das gezielt und gut dauerhaft umsetzen. 

Und es geht bei der Gastronomie, anders als in der Onlinewelt, nicht unbedingt um einzelne Produkte, Angebote oder Rabattcodes. Gastronomie ist ein lokales physisches Produkt mit Kapazitätsgrenzen und sehr genauen Zeitfenstern. 

Dennoch ist “Retargeting”, mit Gästen in Kontakt bleiben, wichtig. Gastronomie ist ein Gefühl. Wichtig bei eher niederschwellige Entscheidungen wie ein Barbesuch.

“Ach komm, noch ein Drink nach dem etwas langweiligen Business Dinner” kann ein Drink und ein nettes Gespräch mit Lieblingskollegen bedeuten. Oder ungeplante, mittelschwere Eskalation, mittelschwerer dreistelliger Umsatz und schwerer Hangover am nächsten Morgen. Egal welche der beiden Entscheidungen kurzfristig gewählt werden, wichtig ist, dass die Gäste zu dir kommen. Weil sie deine Bar mögen. 

Unsere Bar hat an sechs Tagen in der Woche geöffnet. Etwas mehr als 50% des gesamten Umsatzes machen wir an zwei Tagen. Freitag und Samstag. Hier sind wir in der Regel am Rande der Kapazität. Die meisten Menschen gehen Freitag und Samstag aus. Hinzu kommt, dass am Wochenende viele Touristen nach Hamburg kommen. Ich finde das toll. Denn wir reden hier von Touristen, die gerne in gute Bars gehen. Also knallt es am Wochenende doppelt. Wochenende ist nicht das Problem.

Aber um ein Business aus der Bar zu machen, brauchst du an sechs Tagen Gäste. Natürlich sind das nicht nur "Hamburger". Tourismus findet auch in der Woche statt. Gäste aus anderen Städten sind in der Woche auch in Hamburg geschäftlich unterwegs. Das Wunderbare an der Großstadt: Es gibt die wunderbaren Unnormalen. Die, die in der Woche ausgehen, die alles andere als Monday to Friday, nine to five, leben. 

Und all diese, musst du langsam für dich gewinnen. Aber auch mit ihnen in Kontakt bleiben. In Erinnerung bleiben. Du musst sie daran erinnern, wie gut es ist, unvernünftig zu sein. Und wenn sie das nächste Mal, nach einem langweiligen Business Dinner, wieder denken “oder doch auf einen Drink in eine Bar?” kommen sie zu dir. Denn deine Bar macht die Dinge so, wie sie es schätzen. Und sie haben sich dran erinnert. 

Ich glaube, als Bar in Kontakt zu bleiben, geht nicht nur über Aktionen, Sales und Events. Der eigentliche Erfolg ist, wenn du deine Gäste immer wieder daran erinnerst, dass deine Bar die Dinge genauso macht, wie sie es schätzen. Das deine Bar der Platz ist. Ihr Platz. 

Ich habe vor Monaten unseren Instagram Kanal nahezu "stillgelegt”, da mir die Ideen fehlten, wie ich dort die richtige Geschichte auf die richtige Art und Weise erzähle. Ich glaube, dass Instagram auch gar nicht der einzige Ort für mich ist, mit Gästen, die uns schon kennen, in Kontakt zu bleiben. 

Und bevor ich da Sachen mache, die ich nicht gut finde, lasse ich es ruhen. Das war jetzt nicht messbar. Ist Social Media offline eh nicht wirklich. Der Umsatz in diesem Sommer war besser als im letzten. Aber natürlich weiß ich, dass es wichtig ist, mit den Gästen, die unsere Arbeit schätzen, in Kontakt zu bleiben. Da habe ich die letzten Monate viel darüber nachgedacht. 

Ich werde hier auf 7cl-Business eine kleine Reihe starten, wie wir unser “Marketing” und das “in Kontakt bleiben” für unsere Bar in den nächsten Wochen ändern und wieder starten. Das wird kein großer Knall und keine große Kampagne. Aber wir werden wieder zwei, drei Kanäle mit einem kleinen Plan und Konzept aufmachen und regelmäßig bespielen. Auch jenseits von Instagram. Das passt nicht alles in einen Newsletter. Deswegen die kleine Reihe.

Und es bleibt die Frage vom Beginn: Wie bleibst du in Kontakt mit deinen Gästen und Kunden? Ich freue mich auf dein Feedback. Vielleicht ist ja noch ein Blickwinkel dabei, den ich gar nicht bedacht habe.