Is it a cocktail or a glass of water?
Vor einigen Tage habe ich einen Artikel im Class Magazin gelesen. Trend: Are we heading back to garnish maximalism? von Tyler Zielinski.
In Kürze: Tyler schreibt, vor kurzem war es in den „angesagten“ Bars noch üblich, sehr minimalistisch zu servieren. Klares Stück Eis, klarifizierter Drink und das Ergebnis könnte auch zu der Frage führen: Is it a cocktail or a glass of water?Neuerdings bemerkt er jetzt einen wiederkehrenden Maximalismus in den Garnituren. Ausgefallene Gläser, ungewöhnliche Dekoration, Instagramable Drinks.
Er schreibt, die aktuell „besten“ Bars der Welt, wer auch immer solchen Listen Glauben schenkt, wie Sips, Paradiso und Co, gehen alle stark dem Maximalismus am Glas nach. Das mag sein. Hatten wir alles schon einmal vor 10, 15 Jahren. Im Nightjahr, im Oriole, in Artisian und anderen seiner Zeit berühmten Bars. Und daran ist gar nichts falsch. Aber auch nichts richtig. Denn: Es muss zur Bar passen. Und zu den Gästen, die man in der Bar haben möchte.
Maximalismus am Glasrand ist Zeitgeist, schreibt Zielinski. Da hat er, in seiner Drinks Writer Bubble, sicherlich recht. Und auch ich bin der Meinung, dass Gastronomie und Bars sehr viel mit Zeitgeist zu tun haben.
Aber: Der Grad ist ein schmaler. Egal ob du jetzt Minimalistisch oder Maximalistisch unterwegs bist. Oder, sehr sympathisch, keines dieser Attribute zu deinem Bar-Konzept passt. Der Weg, wenn die Bar dein Business ist, ist ein langer. Ein Drinks Writer muss über die Trends schreiben, die junge Bartenderin, die den globalen Cocktailwettbewerb gewinnen will, muss den Zeitgeist spüren.
Deine Bar hingegen, brauch Charakter, eine Aussage und muss für etwas stehen. Dein Mietvertrag läuft 10+ Jahre. Dein Investment brauch ebenfalls so lange, um zurückgezahlt zu werden. Also solltest du etwas aufbauen. Was 10+ Jahre funktioniert. Natürlich kannst du den Zeitgeist nutzen, damit gerade am Anfang über deinen Laden gesprochen wird. Aber bringt es die richtigen Gäste?
Du solltest etwas aufbauen, was es nur bei dir gibt. Vielleicht auch nur, weil es dich gibt. Und mit der Zeit immer mehr Gäste finden, die genau das wollen. Egal, was der Zeitgeist gerade schreibt. Oder die Drinks Writer. Sie haben eine sehr andere Agenda als du. Sie brauchen Trends. Du nicht.
Nur Trends hinterherjagen, macht langfristig nicht wirtschaftlich erfolgreich. Du musst etwas aufbauen, was gewollt und gemocht wird. Von immer mehr Menschen. Egal ob jetzt viel oder weniger am Glas „Trend“ ist.
Tyler Zielinski