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It's a trap

Du eröffnest eine Bar, weil du es liebst Bartender zu sein. Nur bist du dann kein Bartender mehr.

Es ist Samstagnacht. Ich stehe an der Tür. Und frage ich: Haben sich die Gäste geändert oder sind es jetzt einfach auch mehr Gäste und es fällt mir mehr auf.

Seit 2020 gibt es eine deutliche Veränderung im Ausgehverhalten. Gerade bei jungen Gästen, also so 20+. Viele schauen einen an der Tür irritiert an, wenn man sie am Samstagabend, um 23.00 Uhr mit “Herzlich willkommen, es ist gerade schon sehr voll, sie müssten stehen” empfängt. 

“Wie, kein Sitzplatz??? Wann wird denn einer frei, wie lange dauert das? Können Sie etwas empfehlen, wo wir jetzt sitzen können?”

Ich denke mir "Samstagabend, 23.00 Uhr, wenn jetzt jemand einen Sitzplatz für Euch hat, sollten die vielleicht das Business wechseln…” 

Bleibe aber geduldig, love it or leave it. Ich empfehle ein paar benachbarte Bars. Nicht, weil es da Platz gibt. Aber dann bin ich zumindest der nice guy. 

Aber ich liebe die Tür. Gerade am Wochenende. Ich stehe gerne stundenlang draußen, quatsche mit den Rauchern, starte, wenn die Warteschlange zu groß wird, manchmal ein kleines Champagner-Inferno mit den Wartenden, kämpfe stoische gegen die brandenden Wellen. 

Tür ist Sekundengeschäft. Tür auf, Gast lesen, einschätzen, meistens richtig. Versuchen die richtigen zum Bleiben zu bewegen, auch wenn sie gerade stehen müssen. Die Betrunkenen aussortieren. Und die Stressmacher. Kann man nicht beschreiben. Aber jeder, der ein paar Jahre Tür gemacht, erkennt die Idioten der Nacht, die Wichtigtuer und Unverschämten, in Sekunden und versucht abzublocken

Dabei hatte ich mir das 2007 anders vorgestellt. Ich wollte eine Bar eröffnen, weil ich gerne hinter der Bar stehe. Und ich liebe es, Gäste an der Bar zu bewirten.

Jedem, der heute eine Bar eröffnen möchte, möchte ich zurufen “It’s a trap”. Jeder und jede, die schon eine Bar eröffnet haben, wissen, wovon ich rede.

Die Bar wächst, wird endlich wirtschaftlich erfolgreich und du kannst nicht mehr hinter der Bar stehen. Sondern stehst an der Tür, begrüßt, verabschiedest, siehst zu, dass der Laden gut gefüllt bleibt. Und läuft. Auf vielen Positionen. Nur nicht hinter der Bar.

Dabei liebe ich es, Bartender zu sein. Aber, wer eine Bar eröffnet, ist bald keiner mehr. Also, wenn du Bartending liebst und deswegen eine Bar eröffnen willst, vermeide diesen einen Fehler: eröffne keine Bar. It’s a trap.