Mach was. Egal was. Aber mach es wie Charles Schumann
Wenn du vielen Personen ein gutes Bild oder einen interessanten Text zeigst, wirst du überrascht sein, welcher Teil dieses Werks diese Person inspirieren wird. Das ist unglaublich unterschiedlich. Ich bin immer wieder überrascht, welche Aspekte Menschen an meinen kleinen Texten anstupsen oder zu Feedback anregen.
Das gilt für alles. Texte, Bilder, deine Arbeit, dein Schaffen. Und für mich kristallisiert sich immer mehr heraus: Es ist ein klein wenig egal, was du machst. Wichtig ist: dass du etwas machst. Mit etwas nach außen gehst. Natürlich gibt es Grenzen. Du brauchst eventuell eine Richtung, einen Stil. Und ein Qualitätslevel. Aber wirklich: Ich hätte nie gedacht, bevor ich diese aktuell +100 Texte geschrieben habe, wie wichtig es ist, regelmäßig etwas zu machen. Meine Erkenntnis ist definitiv: Mach etwas, was dich interessiert. Oft und regelmäßig. Egal was.
Wenn man einen komplexen Event wie das Grand Campari Hotel veranstaltet, drei Tage, tausende von Gästen, zehn unterschiedliche Bars und Räume, hunderte von Kontakten, dutzende von Drinks, unzählige Arbeitstechniken und Charaktere, gibt es unglaublich viel, was jemanden inspirieren kann.
Nicht planbar. Ich glaube, was das Grand Campari Hotel in den letzten Tagen so besonders gemacht hat, war genau dieser Effekt: Ich stelle eine unglaubliche Anzahl von Impulsen und Inspiration in extremer hochwertiger Dichte zur Verfügung. Auf höchstem Level. Soll jeder draus nehmen, was er möchte. Was bleibt, als Marke, ist bei jeder Mitnahme von Inspiration, die positive Kombination mit dem Wort Campari. Anders als beim perfekten bitter süßen Geschmack eines Negronis, bleibt hier dann einfach nur ein sweeter, langer Nachhall.
Auch mich hat das Grand Campari Hotel inspiriert. Vielfach. Viele Gespräche, kurze Momente. Und dabei habe ich nichts vom Programm und Angebot besuchen können. Denn ich habe dort gearbeitet. 8+ Stunden jeden Abend. Und auch das war ein großer Spaß.
Aber die Inspiration, die mich nachhaltig beeindruckt hat, dieser eine Moment, den du mitnimmst, der etwas in dir bewegt, war gestern Nacht. Kurz vor Mitternacht. Als das meiste schon vorbei war.
Kurzer Background: Die Speakeasy Bar, die ich mit Jeffrey geplant hatte, sowie alle anderen Bars und Locations in allen Stockwerken, wurden um 23.30 Uhr strikt beendet. Ich war froh. Die letzte Stunde war eine echte Küchenparty. Eskalation, laute Musik, charmantes Chaos, gute Laune, tanzen und singen. Proppenvoll.
Der clevere Move bei dieser Planung: Alle Bars haben einen harten Cut um 23.30. Dann noch mal eine Stunde Vollgas für alle im großen Foyer, dem Camparino, mit Live Musik, im zweiten Stock. Somit hat man schnell alle Gäste aus allen Fluren, Stockwerken und Räumen gesammelt an einem Punkt. Und kann dann um 00.30 alles schnell auflösen.
Ich stand also um 23:45 auf dem jetzt leeren Korridor vor unserer Speakeasy Bar. Alle waren nach “unten”. Meine Frau und ich dachten kurz darüber nach, zum Abschluss ins Camparino zu gehen. Aber dann dachten wir uns:: Schnell noch in Schumann’s “Onkorchishin” vorbei schauen. Maria, Charles, Finn und das ganze Team verabschieden.
Als ich den Raum betrat, ging mein Herz auf. Während draußen alle, also nicht nur die Gäste, an die wilde Party dachten und um die letzten Drinks kämpften, standen hier vor mir rote Kisten. Sorgfältig gefüllt mit Equipment. Dahinter das gesamte Schumann’s Bar Team. Sie verpackten das teure japanische Geschirr, reinigten die Bar, packten die Rollis, arbeiteten. In perfekten weißen Barjacken gingen sie schweigend ihrer Arbeit nach. Wir beobachteten die Szenerie für einige Zeit. Maria und Charles kuratierten, alle arbeiteten in Ruhe, füllten die Kisten, reinigten den Raum. Draußen tobten alle.
Sicherlich, solche Veranstaltungen sind besondere Anlässe. Aber diese Szenerie beschreibt ein Grundgesetz guter Gastronomie. Die Party ist nicht deine Party. Du arbeitest, wenn andere feiern. Love it, or leave it.
Das für 20 Sekunden in Ruhe und Eleganz beobachten zu dürfen, war ein toller Reminder. Ein unbezahlbarer, nicht zu kreierender Moment. Meine schönste Inspiration aus drei Tagen und nächsten Arbeit und Vergnügen.
Charles und Team lehren ohne Worte. Er ist vielleicht schon mehr “Japan”, als er denkt.