Mein vierter Ort
Ich suche eine neue Bürofläche in der Hamburger Innenstadt. Also 20095 und 1 km drumherum.
Besser gesagt: Wir suchen. Über die Zeit ist unsere Bürogemeinschaft gewachsen. Und ich habe über die Jahre festgestellt, dass ich den Trubel im einem Büro, wo es nicht um meine Firmen geht, sehr mag. Besser noch: es sehr viel Input bringt.
Ursprünglich habe ich mir mit meiner Frau ein etwas zu großes Büro in der Innenstadt geteilt. Ihre IML Kommunikation ist gewachsen. Das neuste Baby, the Whole Shebang, sowieso. Und neuerdings sind plötzlich an manchen Tagen 6+ statt zwei Leute im vormals großem Büro. Und ich mag es.
Die über Corona losgetretene Homeoffice Liebe hat man als Gastronom nie verstanden. Ebenso wenig den Irrglauben einiger Apostel, dass kein Leben ohne Homeoffice möglich sei.
Gastronomie ist „da sein“. Für andere. Wie das für so viele Berufe gilt, die niemals über Homeoffice nachdenken konnten.
Aber als Gastronomie-Unternehmer führt man in der Regel ein Doppelleben. Two Face. No. 1: Die Zeiten im Betrieb. Am Gast. Mit dem Team. No.2: Die administrative Arbeit.
Glücklicherweise kann die administrative Arbeit mittlerweile von wo auch immer erledigt werden. Und das nutze ich fleißig. Ich erspare dir die Vorstellung, in welchem Setup man morgen am Frühstücktisch arbeitet, wenn alles ruhig ist. Aber guten Kaffee gibt es auch da.
Deep Work - die Zeit in der man mal wirklich etwas Neues erschafft und die Dinge voranbringt, ist in der Gastronomie selten. Das Tagesgeschäft will Aufmerksamkeit. Die ungeplanten Dinge, seien es Krankheit oder Wasserrohrbrüche, sowieso. Aber wenn man es schafft, die wirklich wichtigen Dinge anzugehen, ist ein ruhiger Platz und alleine Arbeiten etwas ganz Wundervolles.
Aber, ich habe meine halben Tage im Büro wirklich schätzen gelernt. Weil hier ständig etwas los ist. Und ständig Austausch stattfindet. Das regt an. Gibt Inspiration. Andere Blickwinkel. Und möchte diese Zeit nicht mehr missen.
In den ersten Jahren Bar, war es ein ständiger Austausch mit dem Team, mit dem man die Tage zusammen verbracht hat. Das ist gut und schweißt ein Team zusammen. Aber sorgt für einen eingeschränkten Blickwinkel. Das ist mir über die Jahre klar geworden. Es muss auch darüber hinaus gehen.
Austausch mit Menschen und deren Netzwerken, die sich irgendwie auch für Gastronomie, Event, Lifestyle und Zeitgeist interessieren, verändert die Perspektive. Und das habe ich schätzen gelernt.
Der Dritte Ort beschreibt in der Soziologie den Ort für den Austausch jenseits der Familie und der Arbeit. Gastronomie wird oft als dritter Ort betitelt. Aber als Gastronom überlege ich, was ein Büro, bzw. unsere über Jahre gewachsene Bürogemeinschaft für mich ist. Ein vierter Ort?
Denn mein lebhaftes Büro, ein Raum gefüllt mit ähnlichen Interessen, mit dem man aber nicht zusammenarbeitet, also den ich einfach nur nutzte, statt mich im Daily Business der Arbeit zu verlieren, ist etwas Besonderes. Ein Luxus der mir in den letzten Jahren viel Inspiration, Austausch und auch Business und Aufträge gebracht hat.
Es ist mein vierter Ort. Er ist perfekt. Ich kann auch hier in Ruhe für mich arbeiten. Oder mich austauschen. Mit Gleichgesinnten, ohne mit ihnen zusammen zuarbeiten. Eine dritte Perspektive im vierten Raum. Oder so ähnlich.
Ich empfehle einen vierten Raum. Austausch über deine Arbeit ohne mit den Menschen zusammenzuarbeiten an einem gemeinsamen Ort.
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P.S.: Falls du eine Bürofläche in der Hamburger Innenstadt kennst:
- Hamburg Innenstadt: 20095 und knapp drumherum
- min +75 qm
- 2-3 Räume - Am Ende des Tages auch egal wenns passt.
- Kein Workingspace oder so.