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MUSIK AUS

Musik in der Bar. Ich bin Team: JA! Und lauter bitte.
MUSIK AUS

17:57 Uhr, Marian ruft an. Die Musik funktioniert nicht in der Bar. Der Hauptverstärker scheint trotz „LED’s an“ nicht zu funktionieren. Die Bar macht um 18:00 Uhr auf. Ich bin ca. 200 km von Hamburg entfernt. Wir spielen am Telefon ein paar machbare Fehlerquellen durch. Für alles Ernsthaftere ist es zu kurzfristig vor dem Öffnen der Bar. Das wird nichts mehr. Ich entscheide: Dann heute mal ein Samstagabend ohne Musik.

Das ist ungewöhnlich für das Le Lion. Ich bin Team Musik in der Bar. Grundsätzlich gibt es zwei große Glaubensrichtungen. Musik. Oder keine. 

Jeder junge Bartender oder Bartenderin wird in den jungen, wilden Jahren, wo man auf der Suche nach Perfektion für die perfekte Bar ist, über den Text von Luis Buñuel über die Bar stoßen. Ihn lesen, aufsaugen, sich in ihn verlieben. Ein wunderschöner Text. 

Ich mag die Stelle, dass er eine Kanone in einem Turm über der Bar installieren möchte. Und immer wenn ein Gast tausend Dollar ausgibt, soll die Kanone über den Dächern der Stadt abgefeuert werden. Und dann erfreut man sich daran, wie die Spießer der Stadt sich in Ihren Betten ärgern, meckern und sich aufregen. Wundervolle Vorstellung. 

Aber er schreibt auch, dass eine gute Bar eine Übung für Einsamkeit ist. Ruhig, dunkel ohne Musik, im Besten fall ohne Gespräch. 

The bar is an exercise in solitude. Above all else, it must be quiet, dark, very comfortable—and, contrary to modern mores, no music of any kind, no matter how faint. In sum, there should be no more than a dozen tables, and a clientele that doesn’t like to talk.

Ich liebe auch diese Vorstellung. Und es gibt sie noch. Meist in vergessenen Luxushotels. An Plätzen, die nicht aus dieser Welt sind. Sie sind eine wunderschöne Tagträumerei. Wenn man sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort erlebt, ist so ein Bar-Besuch reine Poesie. Nur kein Business. Nicht mein Business.

Ich mag Musik in der Bar. Und ich mag sie auch zu späterer Stunde etwas lauter.  Gerade am Wochenende. Das ist ein fatales Spiel. Denn wenn sich ein Raum füllt, steigt der Geräuschpegel. Wenn man die Musik über dem Geräuschpegel wahrnehmen möchte, muss ich sie lauter drehen. Dann steigt der Geräuschpegel wieder. Dann muss die Musik wieder lauter werden. Repeat!

Irgendwann kann man sich dann nur noch mit max. einer 4er Gruppe unterhalten. Besser zu zweit. Es ist zu laut für ein Gespräch mit mehreren Gästen. Bei +1500 Google Bewertungen ist der „Lärm“ der häufigste Kritikpunkt. Stört mich nicht. Soll so bleiben. 

Ich mag den Einsamkeitsgedanken in der Bar. Ein Martini und die Gedanken. Aber das ist früher Abend. Und kein Business. Ich mag eine Bar mit Musik. Anfange moderat. Wenn sie voll wird, lauter.

In einer vollen Bar mag ich den Zweisamkeits-Gedanken. Und der wird durch Musik hergestellt. Du unterhältst dich mit einer guten Person. Und die daneben kriegt dein Gespräch schon nicht mehr mit. Du bist mit der 8er Gruppe gekommen, aber die etwas zu laute Musik zwingt euch zu Gesprächen zu zweit, zu dritt. 

Perfekt. 

Vom Schwung einmal ganz abgesehen. Musik ist Teil des Eskapismus, den eine gute Bar für ein paar Stunden servieren sollte.

Heute dann mal ohne Musik. Aber Montag kommt hoffentlich der Techniker. Nicht das wir noch eine Google Bewertung von L.Buñuel bekommen, der schreibt

„A quite, dark small bar. Amazing: no music and even the guest didn’t like to talk. I missed a cannon, but will definitly come back, Five Stars“

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