Neu, hip, digital! Und gar nicht mal so gut.
Vor einigen Tagen war ich mit meiner Frau kurz in der Innenstadt Mittagessen. Ein viel besungenes, recht neues Konzept. Ich sehe das viel auf Social Media. Also ehrlich gestanden, sehe ich es auf den “typischen” gastrolastigen Kanälen. Und es hat ja geklappt. Wir wollten was Schnelles zu Mittag essen und ich schlug vor: Lass uns doch mal “dahin”.
Mir hat es nicht gefallen. Das Essen war ok, sogar ganz gut. Die Einrichtung war auch ok. Irgendwie war das meiste “ok”. Aber es fehlte was. Was wichtiges.
Dafür, dass die letzten Wochen zu dem Konzept viel Alarm gemacht wurde, war es eigentlich, mittags um 13.00 Uhr, recht leer. Gut, es ist ein großes Konzept, aber das war so maximal zu 30% besucht.
Und für diese eher geringe Menge an Gästen waren es viele Angestellte, die da rumflitzen. Und rumstanden. Das Konzept hat ein groß angepriesenes neues Kassen / Order “System”. Perfekt für schnellen Service. Man ordert mit QR Code am Tisch, zahlt online, und der Service bringt Speisen und Getränke. Das vermeintlich innovative System war unübersichtlich und schlecht gemacht. Klar, wir haben es geschafft, zu bestellen. Aber, das einmal live in Action statt von irgendwelchen Gastro Influencer auf Instagram angepriesen zu bekommen, war recht ernüchternd. Die Optik hatte die eines schlecht gemachten Webshops. Und es gab nichts, was hier Vergnügen bereitet hätte. Beziehungsweise gut verkauft hätte.
Speisen und Getränke wurden serviert. Etwas der Reihe nach. Aber es kam alles. Und war ok. Und ich fragte mich und meine Frau, was mich an diesem Laden störte.
Und es war die „nicht Anwesenheit“ des Personals bei voller Besetzung.
Das kann man jetzt vielleicht missverstehen. Denn, bei Gästekontakt, waren die Mitarbeitenden da und freundlich. Aber irgendwie fühlte sich keiner verantwortlich. Irgendwie, da alles ja über dieses ach so tolle digitale System lief, war allen alles scheißegal. Es fehlte was. Guter Service. Der am Gast ist. Einen dummen Spruch macht. Empfiehlt. Der Bock hat.
Die teure Lage, die designten Möbel, das gute Essen, all das hatte keinen Wert mehr. In einer Gastronomie, die eigentlich wertig sein will, fehlte der wichtigste Wert: Service der Bock auf Gäste hat.
Ich fand es krass, wie Betreiber, die sich in Hamburg durch tolle Arbeit und Läden einen guten Namen aufgebaut haben, zu solch einem digitalen Quatsch haben hinreisen lassen.
Zwei Erkenntnisse:
Dieser ganze Digitalisierungs-Lärm in der Gastronomie, ist ähnlich wie dieser Lärm um AI. Da wird gerade eine Menge schnelles Geld verdient, aber nicht unbedingt für dich als Gastronom. Man sollte das Wesentliche von guter Gastronomie nicht aus den Augen verlieren. Effizienz ist wichtig. Digitalisierung hilfreich. Aber das ersetzt in wertigen Konzepten keinen Service.
Und gleiches gilt für die kleine Food Influencer Bubble in Hamburg. Man sollte das Wesentliche nicht aus den Augen verlieren.