Personalgetränke. Keine Feier bei Meyer
Ich erhielt heute eine E-Mail, geschätzter Bar Kollege aus Berlin. Seine Frage in Kürze: Wie macht Ihr das mit Personalgetränken?
Ich glaube „wir“ sind da mittlerweile recht straight. Und ja, ich glaube auch, dass jede Bar, gerade wenn sie neu und klein ist, diverse Zyklen und Erfahrungswerte zum Thema Personalgetränke durchmacht. Steuerlich. Als auch menschlich.
Was viele Menschen, die diese langweiligen Berufe am Tage ausüben, wahrscheinlich nicht unbedingt mit Personalgetränken verbinden: in der Bar geht es für viele in der Regel um Alkohol. Den großen Spaß. Die kleine Party nach Feierabend. Hossa die Waldfee. Und natürlich auch der Besuch der Kollegen, an seinen freien Tagen. Gerne mit Discount. Lass krachen.
Meine Erfahrung nach 17 Jahren. Keep it boring. Oder, um es boring und anachronistisch auszudrücken: Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps. Lass die Party draußen. Mach nicht auf Locker. So zumindest meine Empfehlung nach 17 Jahren Nacht & Bar Business.
Für unser Team haben wir eine Auswahl an Getränken. Das sind verschiedene Schorlen, Limonaden, Wasser etc. Ein kleiner bunter Strauß. Dazu kommen Espresso / Tee (Wir haben nur eine Espresso-Maschine in der Bar - kein Late Art etc.). Und Bier, für den Feierabend. Wichtige: Das sind alles Produkte, die wir nicht im Bar-Sortiment haben. Also nicht an Gäste verkaufen. Bei unserem Getränk Lieferanten haben wir zwei Kundennummer / Konten. Eins für unsere reguläre Ware. Eines für Personalgetränke. Wir bekommen bei der Bestellung für diese Artikel zwei getrennte Rechnungen. Das vereinfacht zum einen die Buchhaltung und das Buchen der Personalgetränke. Zum anderen haben wir hier, was bei bargeldintensiven Branchen wichtig ist, eine transparente Aufstellung für die geschätzten Freunde des Finanzamtes.
Alkohol während der Arbeit ist nicht gestattet. Zum Feierabend können ein, zwei Feierabend Bier getrunkene werden. Natürlich sind wir erwachsene Menschen. Wenn nach Feierabend ein drittes Bier wird, soll es auch mal sein. Bartender besuchen am Nachmittag Tasting Veranstaltungen. Und es gibt am Abend auch mal einen Gast, der auf ein Glas Champagner einlädt. Die Geste ist toll. Die Regel aber ist: Ausnahme. Immer moderat. Niemals betrunken.
Wer sich z.B. bei einem Nachmittags „Bar Event“ verbremst und eher betrunken zur Arbeit kommt, wird ermahnt. Bzw. abgemahnt. Wenn es keine Einsicht und Änderung des Verhaltens gibt, halt auch entlassen. Es gab eine Zeit, wo das sehr aus dem Ruder gelaufen ist. Seitdem habe ich auch einen sehr präzisen Alkoholtest Gerät in der Bar. Falls es da zu Unklarheiten kommt, kann gepustet werden. Wer das nicht möchte, kann unbezahlt nach Hause gehen. Klärendes Gespräch folgend.
Drinks nach Feierabend etc., auch zu „günstigen“ Preisen, haben wir abgeschafft. Ich möchte keine „Party“ zum Feierabend in der Bar. Gerne Feierabend-Bier, den Abend besprechen, chillen. Aber Bar-Teams machen, glücklicherweise, sehr gutes Trinkgeld. Und man soll den gebenden Gast ja auch nicht betrügen. Wer trinken will, soll das nach Feierabend machen. In eine anständige Bar gehen, den Kollegen den frühen Feierabend versauen und dort das so gedachte Trinkgeld verprassen. Alles andere wäre Betrug am Gast. Und Trinkgeld geben. Ehrensache.
Unser Team kann in der Regel nicht zu uns als Gast kommen. Wenn das gewünscht ist, muss das bei mir angemeldet werden. Ich freue mich sehr, wenn man seinen Eltern, Verwandten oder Freunden mal seinen Arbeitsplatz zeigen will. Dann lade ich in der Regel zu den Drinks ein. Das passiert aber pro Team-Mitglied sehr selten im Jahr. Besuch im normalen Geschäft ist nicht möglich oder gewünscht. Bar ist Bühne. Schauspieler sind keine Zuschauer. Ich mag es, wenn man das trennt. Auch hier haben wir „gelernt“. Früher war Besuch der Bar als Gast möglich. Da gab es dann auch mal schlechtes Benehmen gegenüber Kollegen. Und Ausfälle bis hin zur Schlägerei vom Team-Mitglied mit befreundetem Gast vor der Tür. Heute lachen wir alle darüber. Geblieben ist die Erkenntnis, dass ich nichts davon halte, wenn das Bar-Team regelmäßig als Gast in die eigene Bar kommt. Bei uns nicht möglich.
Ich liebe die Party. Bin kein Kind von Traurigkeit. Und wir haben in den frühen Jahren, Mario Kappes kennt noch ein paar wilde Abende, auch nicht immer gebremst. Aber 17 Jahre Erfahrung habe mich hier gelehrt, dass das Thema, Alkohol & Feierabendparty in der Bar nur Probleme gibt. Und das regelmäßige „Gast“ sein, inklusive Drinks, bei den eigenen Kollegen auf Dauer nur Probleme gibt. Wer sein Team im Arbeits-Kontext mit Alkohol und Party „motivieren“ will, macht es meiner Meinung nach falsch. Zahl die Leute gut und sieh zu, dass sie ordentliches Trinkgeld machen können. Aber: jeder, wie er mag.
Für „Außenstehende“ hört sich das eventuelle hart an. Ich denke der/die eine oder andere Barbetreiber und Barbetreiberin wissen, wovon ich rede.
Wie wird es bei Euch gehandhabt?