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Reisen, um die Dinge richtig einzuschätzen.

Was in Tokyo funktioniert, ist nicht immer richtig für Hamburg.
Reisen, um die Dinge richtig einzuschätzen.

Seit gut 30 Jahren lebe ich in Hamburg. Deutschlands zweitgrößte Stadt. Nach dieser Zeit kommt einem Hamburg in einigen Dingen auch klein vor. Größtenteils, weil man Erfahrungen sammelt. Durch Reisen. Andere Metropolen kennenlernt, in Perspektiven setzt. Sieht, dass die Welt viel größer ist. 

Ein vielfältiges, buntes Nightlife findet in der Regel in Metropolen statt. Natürlich gibt es auch anderswo tolle Gastronomie und Bars. Aber viele nischige Liebhaber Konzepte funktionieren nur in den Großstädten. Brauchen Millionen Einwohner. Und hunderttausende bis Millionen von Touristen. 

Reisen und Großstädte inspirieren. 

Als ich mit dem Bartending anfing, waren London und New York die großen, „Zeitgeist“ Cocktailmekkas. Also bin ich oft dorthin geflogen. Um Weltmetropole zu tanken. Inspiration und Ideen zu sammeln.  Vieles von diesen Reisen ist in meine Bar Le Lion eingeflossen. Habe ich übernommen, modifiziert, nach Hamburg gebracht. Es hat die Bar und unseren Service zu etwas Besonderem gemacht.

Vieles von diesen Reisen habe ich versucht, im Le Lion umzusetzen. Es ist gescheiter. Hat viel Geld gekostet. Waren teure Fehler. Erst mit sehr viel Jahren Erfahrung, habe ich besser verstanden, das ganze richtig einzuschätzen. 

Klassische Bar ist eine sehr kleine Nische. Wer diese kleine Welt weiter schärft, um sich abzuheben, besonders zu sein, für Aufmerksamkeit zu sorgen, muss wissen, was er tut. Je spezieller das Konzept, desto größter sollte die Metropole sein. 

Das ist die Gefahr am Reisen. Sich Inspiration holen und falsch einschätzen. Hamburg ist kleiner, als man anfangs denkt. Und ich sage das voll Liebe für diese schöne Stadt. Sie hat für mich eine perfekte Größte. Aber alles, geht hier nicht.

Das mag sich beklemmenden anfühlen. Aber um aus Ideen ein Business zu machen, braucht es eine gewisse Menge an Kunden. In den meisten Fällen nicht nur freitags und samstags. Sondern auch die anderen 5 Tage in der Woche.

Wenn man 5, 6, 7 oder viele Vollzeitgehälter pro Monat zahlen darf, braucht man eine gewisse Auslastung. Die kleine inhabergeführte Bar, mit ein, zwei Aushilfen, kann da deutlich mutiger sein. Man wird damit aber nicht zwingen Glücklicher. 

Wer die Möglichkeiten hat, muss mutig sein, und aus dem gemütlichen Hamburg in die echte Metropole ziehen, um sich in einer kleinen Nische zu verwirklichen. Und wer, mit einer Bar, an eine Stadt gebunden ist, muss lernen, die Inspirationen richtig zu skalieren. 

Nicht alles, was in New York, Tokyo oder Singapur funktioniert, wird auch in Hamburg funktionieren. 

Nicht alles, was in Hamburg funktioniert, wird auch in Karlsruhe, Freiburg oder Osnabrück funktionieren.

Das hab ich gelernt. Kleine, hochpreisige Ausbildung.

Gastronomie ist Brick & Water. Du musst dich an deine Stadt anpassen. Oder du musst umziehen und die Stadt an deine Wünsche anpassen.