Rio Reiser spielt im Taxi.
Heute habe ich kein Bild für dich. 21:36 Uhr. Ich sitze im XL Taxi. Beifahrersitz. Hinter mir im Taxi sitzen vier Frauen. Aus einem Handy dröhnt Pink “Mr President” . Die vier singen gut gelaunt mit.
Ich kam spät dazu. Die vier feierten seit 13.00 Uhr Geburtstag. Day-Drinking in Perfektion. “Einfach mal sitzenbleiben” - das beste Motto für gut 8 Stunden vieler Flaschen Champagner und Weißwein. Ich selber habe noch nicht ganz aufgeholt. Aber die Laune ist gut.
“Können wir das Handy mit deiner Anlage koppeln” kommt eine Frage von hinten.
Ich studiere den Taxifahrer. Kritische Frage, denke ich. Er lacht. Sagt “Kein Problem”. Dann zu mir “mach mal” und lässt mich an seinem Sharan herumfummeln
Ton Steine Scherben dröhnt jetzt laut aus der Anlage “Mensch Meier kam sich vor wie 'ne Ölsardine…”
Die Rückbank singt. Dann sorgt Rio Reiser für Eskalation. Der Taxifahrer lacht. Dreht lauter.
Es ist die Taxifahrt des Jahres. Quasi The Voice auf Rädern. Alle Lachen, haben Spaß.
Ich zahle nicht. Aber es wird großzügig gezahlt. Und ich drücke ihn auch noch 10 Euro in die Hand. Was für ein geiler Typ.
Das war selten. Viele Taxifahrer haben das nicht so gerne. My Taxi, my Castle. Der Mann aber drehte auf. Dienstleistung jenseits des Leistungsversprechens. Und sorgt für sehr glückliche Menschen.
Und ich denke, wie so oft, wenn man gute Taxifahrer oder Fahrerinnen hat: was für ein undankbarer Job. Ich werde ihn wahrscheinlich nie wieder sehen. Klar, es gibt Menschen, die rufen nur IHREN Taxifahrer. Aber in der Regel ist es ein schnelles Geschäft. App raus. Taxi rufen. Egal wer kommt.
Nichts mit Stammgästen. Oder mit Beziehungen aufbauen.
Andererseits: Enorme Freiheit. Niemand etwas schuldig sein. Eine geile Fahrt abliefern und auf zur nächsten.
Möge das Trinkgeld weiterhin auf ihn rasseln. Gute Dienstleister sind ein Segen. App hin oder her, Menschen machen den Unterschied.