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SIP Session auf der London Cocktail Week: Mixology VS Classics

Auf der London Cocktail Week diskutieren wir die Frage: Mixology VS Classic. Ich bin Altersmilde geworden. Und finde das gut.
SIP Session auf der London Cocktail Week: Mixology VS Classics

Morgen, Dienstag, halte ich einen Vortrag und eine Diskussion auf der London Cocktail Week. Gastgeber ist die Plattform SIP - von Pernod Ricard. Also ich diskutiere natürlich nicht mir selbst. Sondern mit einigen tollen, jungen, kreativen Bar Größen aus UK auf der Bühne.

Das Thema ist “Mixology vs Classics”.  Und ich hoffe, unser Gastgeber ist nicht zu enttäuscht von mir. Denn Versus ist der Vergleich zweier unterschiedlicher Parteien.  Die “Mixologen” Partei, mit ihren kreativen, ausufernden Arbeitstechniken und Produkten. Und die “Classic”. In Stein gemeißelte, trockene Rezepte für die Ewigkeit. So suggeriert es zumindest der Titel.

Ich selbst bin da ganz entspannt. Denn ich liebe das Progressive. Und sehe das alles nicht zu eng. Es zählt, was den Laden voll macht, was Gäste und Bar-Team glücklich macht.

Natürlich sollte jede Bar für etwas stehen. Und ja, das Le Lion steht vielleicht für Klassiker. Serving Classic Cocktail and a small selection of Champagne ist unser Claim. Damit stehen wir nach außen hin. Aber wer uns kennt, weiß, dass es bei uns auch experimentell zugeht. Das Team lebt sich aus. Berry White, Porn Star Punch, Green Whisky, Tequila Claro, Sloe and Sexy, Schwarzwälder Kers. Die Leiste der Eigenkreationen ist lang. Das war nur ein kurzer Auszug. Gut, ich gestehe: alles in einem Rahmen. Augusto fragt mich immer wieder, ob wir Drinks “werfen” können. Nein, möchte ich nicht.  Eine Rotovap oder viel Hausgemachtes sucht man bei uns vergebens. 

Aber dennoch: Was ist schon Classic? Was ist progressiv?

Vor 19 Jahren hatte ich eine progressive Idee für Le Bon Lion: Ich werde vergessene Klassiker einfach wieder los mixen, wie sie gehören. Weil das zu der Zeit keiner so gemacht macht. Dieser progressive Gedanke hat zur Gründung des Le Lion geführt. 

Die progressive Idee, Basilikum in einen Gin Sour zu geben, wurde lange gefeiert. Morgen Abend darf ich den Gin Basil Smash dann als “Klassiker” zur London Cocktail Week im Happiness Forgets servieren. Die Grenzen sind fließend.

Und schaffen es die „progressiven“ Bars in UK ohne einen Espresso Marini oder Porn Star Martini? Oder muss man das doch servieren?

Die interessante Frage ist: Wie lange kann eine Bar, an einem Ort, progressive bleiben oder als innovativ gelten? 5 Jahre? 10 Jahre? 15 Jahre? Werden ehemals innovative Bars „automatisch“ zum Klassiker oder verschwinden sonst?  

Musst du wirklich alle drei Monate deine Karte wechseln? Oder dient das eher deinem Ego als den Wünschen deiner Gäste?

Wenn du über Jahre treue Fans aufgebaut hast, die gerne zu dir kommen, musst du nicht Dinge erhalten? Würden Besucher eines Adele Konzertes auf Hello und vieles Bekanntes verzichten, um nur die neuen, ungehörten Songs zu hören?  

Die Art und Weise, wie wir „echte Klassiker“ servieren, ändert sich ständig. Eine Bar muss für etwas stehen. Aber das Nachtgeschäft ist immer Zeitgeist. Wie schön, dass “Zeitgeist” morgen auch im Englischen auf der Bühne verstanden wird. 

Ich bin gespannt auf den Austausch und werde berichten. Abends mixe ich 5 Klassiker. Naja, Löwen Klassiker. Mit 7 cl Liebe.  Denn wir stehen für etwas.