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Suze und der Garde la Pêche

Heute habe ich am Nachmittag ein Trinkabenteuer-Cocktail-Tasting durchgeführt. Ehrlich gesagt, ist das eher ein bunter Nachmittag, Infotainment mit schwungvollem Ende. Sieben Drinks werden verkostet. Das aktuelle „Thema“ ist „Sommer-Trinken“. Ich stelle Drinks vor, aus dem Löwen oder anderen Bars, die für den Sommer geeignet sind.

Vor kurzem las ich einen Post von „Vito“ Nivotra. Er ist Bartender in Berlin, im Buck & Breck. Und er stellte das Rezept des „Garde la Pêche“ vor:

50 ml Cognac, 20 ml Quinquina Blanc, 10 ml Crème de Pêche, 5 ml Suze, 2 Drops Orange Bitter, Discarded Orange Zest

Mich hat das Rezept angesprochen. Pfirsich hat automatisch Sommer in der DNA. Suze, wenn auch hier in homöopathischen Mengen, ist crazy, „Love it or hate it“.

Fürs Sommer-Tasting, a Bartender has to do, what a Bartender has to do, habe ich natürlich noch einen Twist hereingebracht. Ich habe 20 ml Cognac herausgenommen und durch 20 ml Pineau de Charentes ersetzt. Quasi die weinige Cognac-Note.

Der Drink kam sehr gut an.

Aber es entstand die Frage nach „Was ist Suze?“. Und ich schenkte ihn pur ins Nosing-Glas und verteilte einen Probeschluck. Während ein Teil schon beim Einschenken fast ekstatisch „Lieb ich, besonders als Spritz!“ postulierte und andere ihre Liebe zu Suze Tonic als ideales Sommergetränk kundtat, signalisierten andere ganz klar: Kein Interesse, mag ich nicht, ich bitte nicht.

Suze ist eine Mischung aus den Wurzeln des gelben Enzians und Kräutern und Gewürzpflanzen. Als Likör mit Zucker versehen. Schräges Zeug. Er hat in der Bar, gerade im Sommer, in den letzten Jahren dank des WHITE NEGRONIS ein kleines, feines Comeback gefeiert.

Ich werde in der nächsten Woche mit Dennis anfangen, bei uns viele Produkte auszulisten. Weniger Gin, weniger Whisky, weniger Vermouth etc. Aber dennoch gibt es in der Bar ein Dutzend dieser schrägen Flaschen. Die polarisieren. Und die man oft nur für ein, zwei Drink-Rezepte braucht. Aber diese Flaschen, diese schrägen, sind wichtig. Sie machen eine Bar zu einer Bar. Zu einem Platz, der die Liebe zu Cocktails ausdrückt. Man muss nicht alle verrückten Flaschen einlisten. Aber ein Teil der seltsamen Produkte ist wichtig. Ich kann ohne Probleme 10 Gins auslisten. Oder nur noch 5 anbieten. Merkt keiner.

Aber Suze, Dubonnet, Cynar, Crème de Menthe oder andere Flaschen dieses Kalibers sind wichtig. Jede gute Gastronomie kann dir heute einen Negroni servieren, für den White Negroni musst du wahrscheinlich in eine anständige Bar. Heute war der zweitstärkste Drink, direkt nach Gin Basil Smash, der Grasshopper. Mit grüner Crème de Menthe. Warum, kann keiner erklären. Aber für sowas gehst du in eine Bar. Und für einen Garde la Pêche.

BUCK & BRECK, Bar Berlin