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Trinkgeld, das süße Gift.

Trinkgeld, das süße Gift.

Vor ein paar Tagen habe ich mit dem Inhaber eines größeren Spirituosen Vertriebs / Import gesprochen. Überall gestiegene Kosten, schwer Personal zu finden, hohe Krankenstände, zurückhaltendes Kaufverhalten etc. 

Bei „Personalmangel“ musste ich nachhaken. „Kommen die Leute, die nicht mehr in der Gastro arbeiten wollen, zu Euch? Gerade aus den Bars?“ 

Er verneinte. Grundsätzlich ja - aber beim Gehaltsthema endet oft des Karriere-Planes. Zwischen 1000 bis 2000 Euro steuerfreies Trinkgeld im Monat führt zu guten Gastro „Nettogehältern“. Mit dem Lohn, Nachtzuschlägen etc. ist man halt 3500,-€ , 4000,- € oder mehr „netto“ gewohnt. Da können wir in der Regel mit unseren Monatsgehältern ohne Trinkgeld nicht mithalten.  Aber für Vertriebs oder Sales „Starter“ ist das einfach zu hoch.

Es ist ein altbekanntes Gastro „Problem“  zumindest in der von Großstädten. Mit dem Trinkgeldern hat man meist früh sehr hohe „Netto“ Einkommen. Auch wer innerhalb der Gastronomie ins Management will, verliert sein „Trinkgeld“. Es war schon vor ca. 30 Jahren klar, dass jede Kellnerin deutlich besser verdiente als der Restaurant Leiter Assistent oder die Management Trainee. Nur, waren die Assistenten und Trainees nach 2 Jahren weg. Und nach fünf Jahren in ganz anderen Positionen und auch Gehaltsklassen, während die Kellner nach 25 Jahren immer noch da waren. 

Daran ist nichts falsch. Jeder hat andere Lebensmodelle und die werte ich nicht. Außerdem mag ich Menschen, die im Service, hinter der Bar, ihre Berufung sehen und gar nicht anderes machen wollen. Liebe ich. 

Aber: ich habe schon oft junge Bartenderinnen und Bartender beobachtet, die sich ans süße Gift Trinkgeld gewöhnt haben. Sie hatten große Pläne. Aber haben den Schritt nie gewagt, wieder auf das Trinkgeld zu verzichten, um weiterzukommen.

Und sind dann unzufrieden. Denn die Zeit hinter der Bar war eine gute Zeit. Für ein paar Jahre. Aber keine lebenslange Berufung. Vielleicht sind sie mittlerweile sogar genervt davon. Aber das Geld ist gut. Und so haben sie sich einen goldenen Käfig gebaut. Unzufrieden im Job. Und keinen Mut auszubrechen.