3 min read

Über den Beruf Bartender: Handwerk kannst du erlernen. Die entscheidende Frage ist: Hast du Bock auf Menschen?

Bartending ist ein Handwerk. Nicht mehr. Nicht weniger. Mit Erfahrung wird man ein guter Bartender. Mit der richtigen Einstellung zur Dienstleistung ein Meister des Berufes.
Über den Beruf Bartender: Handwerk kannst du erlernen. Die entscheidende Frage ist:  Hast du Bock auf Menschen?
Bild: Straining Manhattan Cocktail. © Lion Barbetriebe GmbH

Bartending ist Handwerk, Erfahrung und Dienstleistung. Nicht mehr. Nicht weniger. 

In der Regel beschreibt das Meistern dieser Reihenfolge auch das Potenzial der Person, die den Beruf Bartender/in ergreift. 

  • Reine Handwerker sind mäßige Bartender.
  • Handwerklich begabte Bartender, mit Erfahrung, sind sehr gute Bartender
  • Wenn diese erfahrenen Bartender dann noch den Dienstleitungsgedanken mitbringen, sind sie Meister des Faches. 

Handwerk

Das Handwerk sind die Basics. Das kannst du erlernen. Rezepte, Arbeitstechniken, Sensorik, Geschmack. Natürlich gibt es hier trotz aller Mühen echte Talente und vereinzelt auch echte Un-Talente. Handwerk ist Fleiß und Training. Aber eben auch Geschick und Talent. Ich habe, glücklicherweise selten, Personen erlebt, die wirklich wollten und fleißig waren. Aber es nicht konnten. Ungeschickt. Das ist tragisch, wenn du für eine Sache brennst, es aber nicht kannst. 

Erfahrung

Erfahrung ist wichtig. Mixen und Rezepte sind nur ein kleiner Teil des Berufs. Natürlich sind die wichtig. Aber Bartending bedeutet Hunderte von komplexen Drinks sehr schnell und sorgfältig vor den Augen der wartenden Gäste zuzubereiten. Und währenddessen mit diesen zu kommunizieren. Empfehlungen aussprechen, während dein Team von den anderen Seiten mit Sonderwünschen und Fragen kommt. In der Regel vier bis sechs Stunden lang “volles Haus”. 

Volle Bon Reihe. Immer 5-10 Drinks in der Bon Reihe, die eigentlich nie mehr als 10 Minuten dauern dürfen. Du arbeitest konzentriert, mit stetigem Druck. Die Gäste sind in Feierlaune. Du im Flow. In Perfektion. Der erste Espresso Martini muss genau gut sein, wie der achtzehnte. 

Du hast alles im Auge. Wie voll sind die Eiswannen? Hast du noch genug Eisblöcke? Gefrorene Gläser? Wenn du den Froster öffnest, hast du schon die kommenden 7 Bons im Kopf, zählst schnell mit. Denn du brauchst innerhalb der nächsten 5 Minuten für diverse Drinks elf Nick & Nora Gläser, es sind aber nur noch zehn vor dir im Froster.

Im Vorbeigehen gibst du dem Bar-Back einen diskreten Hinweis “Ein Tablet Nick & Nora bitte”. Er nickt. Carmy aus The Bear, mit seinem “Behind” Geschreie, wirkt dagegen wie ein Schüler in der ersten Fast Food Schicht. 

Vor dir sitzen Gäste. Du schreist nicht. Du bleibst cool. Dein Kopf arbeitet. Das nennt man Erfahrung. Das braucht Zeit. Und viele volle Schichten in einer guten Bar. Dann, nach einigen Jahren, und sehr viel Erfahrung, bist du ein wirklich guter Bartender. Bravo!

MEISTERLICH

Wenn du jetzt noch den Dienstleistungsgedanken mitbringst, Empathie und Bock auf Gäste hast, dann wirst du der Meister deines Faches. Die Person, die eine Bar voll macht. Und die Person, der Gäste hinterziehen, wenn sie die Bar wechselt. 

Ich persönlich erkenne solche außergewöhnliche Talent meist am frühen Abend. Oder spät in der Nacht. Wenn die Bar fast leer ist. Sich die ersten Gäste auch an die Bar setzen. Dann kann man wunderbar beobachten. Redet der Bartender, die Bartenderin mit den Gästen. Scannt dieser den Raum, erkennt die Stimmung des Gastes. Justiert das Licht und die Musik auf perfekt. 

Möchte der eine Gast einen kleinen Small Talk? Oder aber wäre “Chatty sein” hier genau die falsche Wahl. Sind die Gäste zu zweit, wollen kein Gespräch, da sie sich selbst genug sind? Sich viel zu Erzählen haben und kein Platz für einen Dritten ist. Oder wollen sie unterhalten werden. 

Die Person hinter der Bar kann den Raum am frühen Abend warm machen. Ihn besonders machen. Eine Stimmung verbreiten. Den Raum zu etwas Besonderem machen. Ein Gefühl vermitteln. 

Der Handwerker mit Erfahrung wird dir perfekt Drinks servieren. Aber wenn der Dienstleistungs-Gedanke fehlt, bleibt der Raum kalt. In ruhigen Bars, an ruhigen Abenden, merkt man den Unterschied. In vollen Bars versteckt sich das hinter all dem Lärm.

Perfekte Handwerker mit Erfahrung sind wichtig. Aber wiederkommen? Wiederkommen werden Gäste zu der Person, die Ihnen ein gutes Gefühl vermittelt hat, einen besonderen Moment erzeugt hat, sie zum Lachen gebracht hat. 

Gute, schnelle Drinks, also Handwerk und Erfahrung, sind Grundpfeiler einer guten Bar. Aber das vergessen die Menschen wieder. Was sie aber nicht vergessen ist, ob du Bock auf sie hattest.