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We listen …. and we judge

We listen …. and we judge

Heute habe ich über 10 Bartender/innen gerichtet. Vielleicht auch eine Frage der Übersetzung. Besser sicherlich: Ich habe ihre Arbeit einen Tag lang beurteilen dürfen. Denn ich war Judge. Auf den Deutschen Semi Finals der World Class 2025 von Diageo.

Und ein Judge judged.

Ich habe das schon öfters gemacht. Auf vielen Veranstaltungen. Bis hin zu globalen Finalen in Neu-Delhi, Puerto Rico und sonst wo in der Welt.

Die World Class ist aktuell meines Wissens der größte internationale Wettkampf in der Profession Bartending weltweit.

Ich mag solche Wettbewerbe. Sie haben wenig mit der täglichen Arbeit in der Bar zu tun. Aber sie erinnern mich an volle Abende in einer guten Bar. Proper preparation prevents piss poor performance. Das gilt für jede Bar und jeden Wettkampf.

Aber nach der Vorbereitung kommt das Ungewisse. Jeder Abend, jeder Wettkampf ist anders. Es ist nicht planbar. Nicht jede Entscheidung oder jeder Ablauf ist für jeden nachvollziehbar oder fair. Es gewinnen neben Talent, Erfahrung und guter Vorbereitung immer auch das Momentum, das Glück, die Improvisation. Und das ist gut so.

Das bedeutet nicht, dass man sich die Aufgabe als Judge leicht machen sollte. Die Teilnehmenden erwarten ein nachvollziehbares Erlebnis. So muss man sie immer wieder auch zueinander in Kontext setzen, miteinander vergleichen, schauen, ob jemand gegen Regeln verstößt, Strafpunkte abziehen. Das ist der nachvollziehbare Teil. 

Aber: Meine persönliche Meinung ist: Die Bürokratie darf nicht, nie, gewinnen.

Sondern immer die Sache.

Teilnehmende können Fehler machen, überziehen, Tropfen verschütten, Rezepte falsch mixen. Mitbewerber erwarten messerscharfe Punktabzüge. Ich notiere. Aber für mich wichtiger ist auch die „Overall Experience“. Wie habe ich mich gefühlt, was für Emotionen und Sympathie löst der oder die Teilnehmende bei mir aus? Mit dem Hintergrund: Wird er oder sie Team Diageo Deutschland auf der globalen Bühne würdig vertreten? Wird er oder sie eine Chance haben? Gibt es den notwendigen Spirit, das Potenzial, die nächste Stufe zu schaffen?

Jemand kann technisch alles sehr gut machen, einen guten Drink abliefern, aber irgendwie einfach keine Wirkung auf mich haben. Die Ausstrahlung fehlt.

Kandidat zwei macht ein paar kleine Fehler, hat einen ebenso guten Drink, aber mein Bauchgefühl sagt mir: Da ist das Potenzial. Für die Idee des Events, die Idee der Marke, für globales Level.

Bei mir wird der Kandidat mit Fehlern und Potenzial gewinnen.

Ist das gerecht? Ansichtssache. Interessiert mich, ob das gerecht ist? Nein.

Wenn man mich als Jury-Mitglied „bucht“, bucht man viele Jahre Erfahrung im Bar-Business und vielen internationalen Veranstaltungen. Auch wenn man Bauchgefühl nicht immer und sofort in Punkte fassen kann, ist es wichtig. Oft entscheidend. Man darf man die Sache nicht aus den Augen verlieren.

Erfahrung und Gefühl passen nicht immer auf ein Judging Sheet. Aber wenn jemand möchte, dass ich die Arbeit anderer Menschen beurteile, mache ich das zu 100 %. 

Inklusive Bauchgefühl.

Love it or hate it. Judge me if you like.

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Glückwunsch an die TOP 3 aus Deutschland und viel Erfolg auf dem Weg ins globale Finale

  • Ninon Defalvard - Bar: Mr Susan, Berlin
  • Andrey Bartlett - Bar: The Local, Hamburg
  • Phoenix Headlam - Bar: Ba Nomu, Hmaburg