Wie viel neue Drinks braucht eine Bar?

Vor ein paar Tagen veranstaltete ich ein Nachmittags Trinkabenteuer. Drei Stunden lang stelle ich 12 Gästen 7 Drinks vor. Dazu die Spirituosen und Hintergrund-Geschichten. Das Thema „Sommer trinken“. Es geht um Drinks und Zutaten für den Sommer. Dabei kam die Frage auf, wie Drinks bei uns in der Bar entstehen.
Ich erklärte den Prozess, wie bei uns „neue“ Drinks in der Bar entstehen. Und wie sie auf die Karte kommen. Aber ich stelle Fragen zurück: „Wie viel neue Drinks braucht eine Bar?“
Nach kurzer Diskussion antwortete die Teilnehmer sinngemäß „Naja, eigentlich gehen wir nicht wegen „neuer“ Drinks in eine Bar“
Mit „neue“ meine ich hier Eigenkreationen der Bar, die es so noch nicht gab. Nicht die Frage, ob man eine Margarita etwas getwistet hat, einen anderen Tequila benutzt oder sie jetzt Spicy serviert.
Aber: „Wie viele neue Drinks braucht eine Bar?“
Natürlich gibt es nicht „die Bar“. Und „das Konzept“. Die Antworten werden für unterschiedliche Konzepte unterschiedlich ausfallen. Meine Antwort auf die Frage ist „deutlich weniger als man denkt“
Neues hat Nachrichtenwert. Geschichten über Kreativität ebenfalls. Instagram liebt es. Ganz viel Storytelling um Neues und Kreatives schmeichelt dem Ego der Bar. Warum auch nicht. Und Nachrichtenwert ist ja auch ein Wert, der eine Bar füllen kann.
Mittlerweile bin ich mir aber sicher, dass man als Bar die Egos bei „neuen Drinks“ unter Kontrolle bringen sollte. Und die süße Droge „Neues, Kreatives und Nachrichtenwert“ vorsichtig genießt.
Eine erfolgreiche Bar braucht nicht viele neue Drinks. Es gibt so viele Punkte, die für den Gast wichtiger sind. Schnelle & gute Drinks sind zum Beispiel eine gute Idee.
Vor ein paar Tagen las ich einen Artikel. Die Attaboy Bar in New York, bringt „vielleicht drei neue Drinks im Jahr“ auf die Karte.
Ich mochte die Idee.
Wie spannend es ist, auch im Team, das ganze zu begrenzen. Je länger man „kreativ“ tätig ist, lernt man, dass Beschränkungen und Einschränkungen gut für Kreativität sind. Wichtiger noch: dass solche Limitierungen meist die besten Ergebnisse hervorbringen.
Weniger Mittelmaß. Dafür zwei, drei gute Drinks im Jahr?
Der Gast, so glaube ich, braucht deutlich weniger „neue“ Drinks als das Bar Team denkt. Und wenn schon „neu“ gehören sie lange „am Gast“ getestet“. Bevor sie geteilt, besprochen oder beworben werden. Denn ein wirklich guter Drink, ist anfangs nicht fertig. Lebt vom Feedback. Wird besser, wenn man ihn in kleinem Kreis testet.
So sehr man sich manchmal wünscht, dass die Bar der Ort ist, an dem man deiner Kreativität huldigt, ist die Bar in Realität doch der Ort, an der wir die Wünsche der Gäste testen, erfragen und in Gläser schenken.
Ein Tresen mit Spirituosen wird erst mit Gästen zur Bar.
Eine Bar braucht weniger neue Drinks im Jahr, als wir denken. Aber mehr Drinks, die den Gästen gefallen