„Zwischen den Tagen“ - die ganz besonderen Tage in der Bar.
Wenn ich aktuell mein Instagram öffnet, spüre ich den Druck. Also den Dezember-Druck. Bei den Gastrokollegen. Es werden Memes geteilt. Über Gäste. Die anstrengend sind. Wir sind im Dezember Finale. Es kommt viel zusammen: Weihnachtsfeiern, Weihnachtsmärkte, zu viel Glühwein, Ugly Sweater in Ugly Ugly, Gruppendynamik mit Fehlverhalten. Zwei Wochen noch. Dann ist es geschafft. Dann ist Weihnachten. Und der Druck ist raus.
Der Dezember ist auch für die Gastro Unternehmer ein wankelmütiger Monat. Die Betreiber sind meist, was das anstrengendere Verhalten einiger Gäste angeht, entspannter. Denn: Der Laden ist voll. Umsatz füllt die Konten. Das ist wichtig. Für viele Konzepte, gerade auch Bars, sind Januar und Februar ein krasser Kontrast zum November und Dezember. Das muss die Kriegskasse gut gefüllt sein. Und dennoch täuscht der Dezember links an und schlägt von rechts hart zu. Denn je nachdem, wie die Feiertage liegen, ist der Umsatz dann ab dem 20. Dezember sehr unterschiedlich.
Wir haben mittlerweile an den drei „Feiertagen“ geschlossen. Zum einen ist zumindest am 24. und 25. Dezember immer sehr wenig Geschäft bei uns gewesen. Aber wir haben auch den 26. als freien Tag dran gehangen. Ich hab Familie, mag Weihnachten. Und möchte auch, dass das Team die Tage in Ruhe genießen kann. Auch Silvester, Neujahr und ein paar Tage dran haben wir geschlossen. Silvester ist mir zu aufgekratzt für ein sinnvolles Geschäft. Die ersten Tage im neuen Jahr ist die Stadt verkatert und die Fitness Buden für zwei Wochen voll. In den Bars passiert da wenig.
Vom 27.12 an passiert allerdings seit vielen Jahren etwas ganz Wunderbares beim uns im Le Lion. „Zwischen den Tagen“ ist die Bar meist sehr gut besucht. Nicht unbedingt voll bis auf den letzten Platz. Aber die Menschen gehen aus. Und sind nach dem stressigen Dezember plötzlich ganz entspannt. Tiefenentspannt. Es ist eine sehr andere Stimmung in der Bar. Eine tolle Stimmung. Man wünscht sie sich das ganze Jahr, aber zwischen den Tagen, fällt sie in Summe bei allen Gästen auf.
Warum ist das so?
Ich denke zum einen, weil zwischen den Tagen das Pflichtprogramm entfällt. Kein Businesskontext, keine großen Verabredungen, keine Gruppenevents. Man geht aus, weil man ausgehen will.
Zum anderen geht man mit den liebsten Menschen aus. Zwischen den Tagen gehört besonderen Menschen. Dem geliebten Teil der Familie, den echten Freunden, den besonderen. Das merkt man an den Gästen. Zweier, dreier, vierer Gruppen, selten mehr. Entspannte Stimmung. Es wird mehr getrunken, aber lässiger.
Der Umsatz „Zwischen den Tagen“ ist bei uns seit Jahren sehr gut. Aber viel wichtiger: Die Stimmung ist sehr gut. Wenn mir eine Idee kommen würde, wie ich eine Bar bauen könnte, mit Gästen, die nur in der Stimmung „Zwischen den Tagen“ sind, hätte ich das Traumkonzept gefunden.
Aber auch so sind die 4 Tage zwischen den Tagen ein Geschenk. Für uns. Und für die Gäste. Denn eine Bar lebt von der Atmosphäre. Und diese wird von allen Anwesenden geprägt.